Streit zwischen Kirche und Gentechnik-Lobby

"Infamer Vorwurf"

Ein Offener Brief von Gentechnik-Lobbyisten an den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, stößt auf heftige Kritik. In dem Brief hatte der Vorsitzende des "Forums Grüne Vernunft", Horst Rehberger, der Kirche indirekt vorgeworfen, am Hungertod von Millionen von Kindern mit schuld zu sein.

Forum Grüne Vernunft: angeblich von Privatpersonen initiiert (DR)
Forum Grüne Vernunft: angeblich von Privatpersonen initiiert / ( DR )

Schuld sei die Kirche demnach, weil sie sich nicht für Gentechnik in der Landwirtschaft stark mache. Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nannte den Vorwurf infam. Die katholische Kirche sei "der sichere Garant, dass das Elend in der Welt durch Hunger nicht noch größer wird".



Das "Forum Grüne Vernunft" hatte in einer Anzeige in der Badischen Zeitung am 12. Juni beim Freiburger Erzbischof Zollitsch ein persönliches Gespräch angemahnt. Dieses wird nach Angaben von Zollitschs Pressestelle aber nicht stattfinden. "Dann könnte ja jeder, der sich eine große Anzeige leisten kann, einen Gesprächstermin beim Erzbischof bekommen," sagte Bistumssprecher Robert Eberle am Montag dem epd. Das werde so nicht funktionieren.



BUND: "Mythos" Hungerbekämpfung

Bei dem Forum handelt es eigenen Angaben zufolge um eine Initiative, die sich offensiv für Grüne Gentechnik einsetzt. Der Vorsitzende Horst Rehberger ist FDP-Politker und war früher Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt.



Wie die Bischofskonferenz erklärte, hat es bereits ein Gespräch zwischen dem Forum und dem zuständigen Fachreferenten der Deutschen Bischofskonferenz gegeben. Nach Auffassung der katholischen Kirche müssen bei der Grünen Gentechnik Folgen und Risiken gegeneinander abgewogen werden, weshalb es keine uneingeschränkt positive Position zu dieser Technik gebe.



Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) äußerte sich kritisch zu der Anzeige. Es sei ein "Mythos", dass der Welthunger mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen bekämpft werden könne, heißt es in einer Mitteilung vom Montag. So brächten Pflanzen, die durch gentechnische Veränderungen resistent gegen Spritzmittel seien, keine höheren Hektarerträge als konventionelle Pflanzen, argumentiert der BUND.