Papst nimmt nach Urlaub sein Arbeitsprogramm wieder auf

"Vatileaks", Libanon-Reise und ein Jesusbuch

Papst Benedikt XVI. hat seinen Erholungsurlaub beendet. Zum ersten Mal empfing er an seinem Sommersitz Castel Gandolfo wieder Pilger aus aller Welt zur Generalaudienz. Zwar bleibt das Kirchenoberhaupt noch bis Ende September in seiner Villa oberhalb des Albaner Sees, aber neben den wöchentlichen Großaudienzen nimmt er nach und nach wieder sein Arbeitsprogramm auf.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Der Juli ist traditionell der Ferienmonat der Päpste. Aber Benedikt XVI. verzichtete wie bereits in den beiden Vorjahren erneut auf einen Bergurlaub in den norditalienischen Alpen. Der 85-Jährige genießt Erholung und Entspannung offenbar mehr im bekannten Ambiente seines Sommerpalais als in einem fremden Urlaubsdomizil. Zudem braucht es nicht den Aufwand, den ein päpstlicher Transfer verursacht - samt den Erfordernissen für Sicherheit, Logistik, Pressebetreuung oder Unterbringung von Begleitpersonal. Ohnehin hatte Benedikt XVI. sein Gästehaus schon 2008 in Brixen und 2009 im Aosta-Tal nur noch zu wenigen Ausflügen in die nähere Umgebung verlassen.



Der Papst nutzt die Sommerzeit in Castel Gandolfo zur Erholung bei Spaziergängen im Park, bei Gesprächen mit seinem Bruder Georg Ratzinger und beim Bücherschreiben. Der dritte Band seines Jesusbuches - über die Kindheit Jesu, an dem er bereits im Urlaub 2011 gearbeitet hatte - ist im Prinzip fertig. Unklar ist freilich, ob er noch in diesem Jahr erscheint.



Volle Aufklärung verlangt

Allerdings konnte der Papst auch in seinem Ferienmonat die vatikanische Aktualität nicht ganz ausblenden. Angesichts der rufschädigenden und peinlichen "Vatileaks"-Affäre wollte er auch im Urlaub Präsenz zeigen. Anfang Juli hatte er sich mit klaren Signalen in den Urlaub verabschiedet, indem er wichtige Kurienposten neu besetzte. In einem ungewöhnlichen Brief sprach er seinem unter medialem Beschuss stehenden Staatssekretär Tarcisio Bertone sein volles Vertrauen aus - und wischte damit Gerüchte um dessen Ablösung vom Tisch. Die beabsichtigte Botschaft: Der Papst hat das Heft in der Hand, und er verlangt volle Aufklärung der Enthüllungsaffäre.



Dem diente auch die auffällig inszenierte Audienz am 26. Juli mit den zuständigen vatikanischen Justiz- und Ermittlungsinstanzen. Der Papst habe sich über den Erkenntnisstand informieren lassen und dazu aufgefordert, die Arbeit "mit Sorgfalt" fortzusetzen, so die vatikanische Erklärung. Das Foto auf der Titelseite des "Osservatore Romano" zeigte neben dem Papst die drei Kardinal-Kommissare, gegenüber auf einem Sofa Richter, Staatsanwalt und Gendarmerie-Chef. Auf Stühlen daneben sitzen "Innenminister" Angelo Becciu, Papstsekretär Georg Gänswein und der neue Medienberater Greg Burke.



Anfang kommender Woche muss das Vatikangericht über einen möglichen Prozess befinden. Vieles spricht dafür, dass gegen Kammerdiener Paolo Gabriele (46) ein offizielles Verfahren wegen schweren Diebstahls eröffnet wird. Der offensichtlich untreue Butler konnte unterdessen seine Haftzelle verlassen und verbüßt nun Hausarrest in seiner Wohnung im Vatikan.



Libanonreise im September

In den nächsten Wochen wird sich Benedikt XV. auch auf seine bevorstehende Libanon-Reise vorbereiten. Vom 14. bis 16. September will er in Beirut und Umgebung Politiker, Kirchenführer und Muslimvertreter treffen; er will vor Jugendlichen sprechen und bei einer großen Messe das Schlussdokument der Nahost-Synode von 2010 veröffentlichen.



Die Reise soll den häufig bedrängten Christen in der Region den Rücken stärken und Zukunftsperspektiven aufzeigen. Zudem soll sie den Libanon an seine besondere Rolle erinnern, dass hier unterschiedliche Religions- und Volksgruppen, Christen und Muslime friedlich zusammenleben können. Und schließlich will Benedikt XVI. dort, nicht einmal 100 Kilometer von der umkämpften syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt, eine Friedensbotschaft an die Dauerkrisenregion Nahost richten.