Spaniens Bischöfe rufen nach Protesten zur Einheit des Landes auf

"In der Krise Solidarität"

Der Unmut in der Bevölkerung ist groß: Zuletzt gingen Tausende Spanier gegen die Sparpolitik ihrer Regierung auf die Straße. Nun rufen die katholischen Bischöfe angesichts der Wirtschaftskrise zur Einheit des Landes auf.

 (DR)

"Die eingeschlagenen politischen Wege hin zur Desintegration der spanischen Einheit bereiten uns große Sorgen", heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz vom Donnerstag. Mit dem Schreiben unter dem Titel "In der Krise Solidarität" reagieren die Bischöfe auf separatistische Strömungen in Katalonien und im Baskenland, wo Regionalwahlen anstehen. In beiden Regionen propagieren nationalistische Parteien die Unabhängigkeit als Mittel zur Überwindung der Wirtschaftskrise.



Die Bischöfe fordern von den Politikern "verantwortungsvolles Verhalten". Sie dürften die Sorgen der Bevölkerung angesichts der wirtschaftlichen Notlage nicht für eigene politische Zwecke ausnutzen. Bischofskonferenz-Sprecher Juan Antonio Martinez Camino betonte, die Kirche erkenne die verschiedenen Völker in Spanien und ihre Rechte an. Der Weg in eine Unabhängigkeit könne aber nicht einseitig und gegen den Willen großer Bevölkerungsteile eingeschlagen werden, sagte er mit Blick auf Ankündigungen nationalistischer Parteien, nach einem Wahlsieg Unabhängigkeitsreferenden durchführen zu wollen.



Zudem forderte Martinez die spanische Zentralregierung und die Politiker des Landes auf, die Hauptlast der Wirtschaftskrise nicht auf den Schultern der Familien und der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft wie illegalen Einwanderern abzuladen.



Regierung will 39 Milliarden einsparen

In der vergangenen Woche forderten in Madrid Tausende Spanier die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy (Partido Popular/PP) zum Rücktritt auf. Bei den Protesten kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, dabei wurden mehr als 60 Menschen verletzt. Die Regierung hatte zuvor bei der Vorstellung des Haushalts für 2013 Einsparungen von 39 Milliarden Euro angekündigt.



Die Finanzkrise Spaniens hatte 2008 mit dem Platzen der Immobilienblase ihren Anfang genommen und den Bankensektor in den Abgrund gestürzt. Nach einem lange hinausgezögerten Antrag an den Euro-Rettungsfonds hatten die Euro-Länder im Juni ein Hilfsprogramm für Spaniens Banken in der Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro beschlossen.