domradio.de: Frohe Botschaften verbreiten sich bekanntlich schnell. Bei uns ist der neue Bischof von Dresden-Meißen, es ist der bisherige Weihbischof von Köln Dr. Heiner Koch. Herr Bischof, wie haben Sie denn von dieser frohen Kunde erfahren?
Dr. Heiner Koch: Durch ein erstes Telefonat des Administrators, des bisherigen Generalvikars, der mich angerufen hat. Da war noch gar kein Brief da, und der wollte wissen, ob der Brief eingetroffen sei. Dann kamen einige sehr überraschende, aber auch sehr erhellende Gespräche. Für mich einige Tage der Stille, des Nachdenkens, des Gebetes, des Sprechens mit den Menschen dort. Und dann der Sprung: Es war für mich ein absoluter Sprung, ich kenne in Dresden-Meißen kaum jemand, eigentlich gar keinen. Ich bin mit der Situation sehr wenig bekannt und vertraut. Für mich ist es ein großer Sprung, aber als ich gesprungen bin, merkte ich: Das tut gut!
domradio.de: Das war für Sie also eine richtige Überraschung?
Koch: Eine absolute Überraschung. Ich habe weder irgendwann irgendetwas getan, um dort ins Gespräch zu kommen, noch habe ich irgendwann vernommen, dass ich dort im Gespräch sei. Eine größere Überraschung kann es nicht geben!
domradio.de: Ihr Wappenspruch lautet: Freut Euch alle Zeit, denn der Herr ist nahe! Eine große Entscheidung für Sie, aber in erster Linie eine Entscheidung der Freude!?
Koch: Auf jeden Fall! Ich freue mich, in ein Bistum zu kommen, das enorme Chancen hat. Es ist zahlenmäßig – 150.000 Katholiken – ein kleines Bistum. Aber es warten 3 Millionen ungetaufte Menschen dort. Und es gibt dort viele Aufbrüche. Wenn Sie an die zahlreichen Einrichtungen dort denken, etwa sieben Studentengemeinden in diesem kleinen Bistum, wie viele Schulen, große profilierte Schulen es dort gibt, in Leipzig und Dresden. Wenn Sie daran denken, dass dieses Bistum interessante neue seelsorgerische Felder besetzt hat, bleiben wir bei der Internet-Seelsorge etwa, dann merken Sie selbst, was für ein Aufbruch dort herrscht. Also zu dem Bistum gehören die 150.000 Katholiken und es ist so groß, weil da die drei Millionen dazugehören, die noch nicht getauft sind.
domradio.de: Sie kommen ja aus dem Rheinland, sind gebürtiger Düsseldorfer. Man kennt Sie eigentlich nur als rheinischen Jungen, Sie haben in Bonn studiert, Sie gehören eigentlich hier ins Rheinland. Was, denken Sie, wird denn besonders schwer werden? Wo fällt es Ihnen schwer, Abschied zu nehmen?
Koch: Nun, das Rheinland, Düsseldorf, Köln und Bonn, die Städte allein und die Region, sind ein Stück von mir und gehören zu meiner Person. Die kann ich auch nicht hier lassen, hier bin ich geboren, auch wenn meine Eltern aus Schlesien kommen, daher sicher auch eine gewisse Vertrautheit mit dem Osten, da es dorthin auch eine Blutsverwandtschaft gab. Aber ich bin hier zu Hause, ich habe hier meine Familie, ich habe hier Freunde und Freundinnen, ich bin hier aufgewachsen. Ich weiß auch um die Schattenseiten des Rheinlands. Aber vielleicht kann das gerade mit der sächsischen Mentalität wirklich zu einem guten Miteinander kommen, vielleicht wird das eine ganz interessante Symbiose. Abgesehen davon, dass die Städte Dresden und Leipzig, wie ich inzwischen sehr anschaulich erfahren habe, ja internationale Städte geworden sind. Dresden als Hochburg für Wissenschaft, Kultur, Kunst, mit profilierten Universitäten. Leipzig mit einem enormen Aufblühen der Wirtschaft, des Bankwesens, der Finanzwirtschaft. Da sind wir als Kirche gefordert, und ich bin froh und gespannt auf die vielen Begegnungen mit den Menschen dort innerhalb und außerhalb der Kirche.
domradio.de: Jetzt müssen die Katholiken hier in Köln von Ihnen Abschied nehmen, es müssen aber auch viele Schützen Abschied nehmen, denn sie waren in der Bischofskonferenz ja verantwortlich für die gesamte Schützenschaft. Das fällt Ihnen auch schwer?
Koch: Ja, das ist ein Punkt, vor allem seit ich den Caritasverband hier übernommen habe. Aber: Im Bistum Dresden haben wir drei Schützenbruderschaften, ich werde mich dort um das Amt des Diözesan-Präses bemühen.
domradio.de: Sehr schön! Gibt es etwas, das Sie den Dresdnern jetzt schon sagen können?
Koch: ich freue mich sehr auf die Begegnung, auf eine hoffentlich spannende Zeit, auf eine Zeit der Offenheit und des miteinander Lernens, des miteinander Gehens. Ich freue mich auf die vielen jungen Menschen: In Dresden und Leipzig wächst die Zahl der Katholiken und die demografisch gesehen stärkste Gruppe sind die 20- bis 30-jährigen. Das ist eine andere Situation. Der Weihbischof hat mir gesagt: Eins wirst Du bei uns in Dresden nicht machen müssen: Abbauen. Ich freue mich auf den Aufbau!
domradio.de: Alles Gute, herzliche Glückwünsche, Herr Bischof Dr. Heiner Koch. Wir müssen uns daran gewöhnen ‑ wir sind noch beim Weihbischof ‑, jetzt Bischof von Dresden-Meißen.
Koch: Danke schön und Gottes Segen. Wir bleiben verbunden, da bin ich sicher!