Erzbischof Zollitsch zieht Bilanz der Vollversammlung

Kein Rückzug auf die kleine Herde

Die Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe ist am Freitag zu Ende gegangen. Erzbischof Robert Zollitsch zieht im KNA-Interview eine Bilanz.

Erzbischof Robert Zollitsch (dpa)
Erzbischof Robert Zollitsch / ( dpa )

KNA: Erzbischof Zollitsch, bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda war immer wieder von Papst Franziskus die Rede. Welche Impulse haben Sie von ihm aufgenommen?

Zollitsch: Wir haben gespürt, dass Papst Franziskus in unseren Diskussionen immer wieder präsent war. Denn er hat uns nahegelegt, zu den Menschen an die Ränder unserer Gesellschaft zu gehen, den Menschen mit Barmherzigkeit zu begegnen, sie aufzunehmen. Das bedeutet: Er ist nicht der Papst, der will, dass wir uns als eine kleine Herde zurückziehen. Er will, dass wir offensiv zu den Menschen gehen, sie mit ihren Fragen und Problemen annehmen und schauen, dass wir wie der barmherzige Samariter ihnen nahe sind. Franziskus setzt ja selber solche Zeichen.

KNA: Sie wollen mit der evangelischen Kirche zusammen ein neues Sozialpapier veröffentlichen. Welches Signal wollen Sie damit in Politik und Gesellschaft setzen?

Zollitsch: Wir spüren, dass sich seit dem gemeinsamen Sozialwort der Kirchen vor 16 Jahren einiges gewandelt hat. Denken Sie an Europa, denken Sie an die Finanzmarktkrise. Wir wollen den Menschen zeigen, dass wir aus unserem christlichen Glauben heraus eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft haben. Wir müssen an die Menschen denken, die benachteiligt sind. Wir müssen schauen, wie wir eine generationengerechte Politik betreiben. Und wir müssen die ökologischen Fragen stärker einbauen.

KNA: Im Dialogprozess der katholischen Kirche geht es immer wieder auch um wiederverheiratet Geschiedene und die Seelsorge für diese Menschen. Gibt es da konkrete Ergebnisse und Fortschritte?

Zollitsch: Konkrete Ergebnisse zu nennen wäre zu früh. Aber die beiden Arbeitsgruppen, die die Bischofskonferenz eingesetzt hat, arbeiten engagiert daran. Das eine ist die Frage der Seelsorge für die Menschen, die geschieden wiederverheiratet sind. Die Frage ist, wo ihr Ort in der Kirche ist, wie wir  ihnen zeigen können, dass sie voll und ganz zur Kirche gehören. Diese Arbeitsgruppe hat sich erst diese Woche wieder getroffen. Die zweite Arbeitsgruppe müht sich um die Fortschreibung des kirchlichen Arbeitsrechts, auch mit Blick auf wiederverheiratet Geschiedene. Da haben wir die ersten ganz konkreten Perspektiven entwickelt, die wir demnächst in der Bischofskonferenz besprechen. Selbstverständlich müssen diese Fragen nach allen Seiten abgewogen werden, damit es wirklich eine hilfreiche Sache wird.

KNA: Sie wollen Frauen in der Kirche besser fördern. Wie soll das konkret aussehen?

Zollitsch: Wir haben bei der Frühjahrsvollversammlung einen eigenen Studientag dazu veranstaltet, um zu schauen, wo der Ort der Frauen in der Kirche ist und auch um zu zeigen, wie wichtig die Frau in der Kirche ist. Frauen sollen sich profilierter einbringen und mehr Verantwortung übernehmen können. Das geht bis zu der Frage, ob es neue Dienste und Ämter in der Kirche geben soll, die für Mann und Frau in gleicher Weise geöffnet sind, damit ist aber keine Weihe gemeint.

KNA: Ein wichtiges Thema am Rande war die Debatte um das Bistum Limburg. Wie geht es dort weiter?

Zollitsch: Ich stehe hinter dem Bischof von Limburg. Jetzt geht es darum, die Kosten für das Diözesane Zentrum offenzulegen. Außerdem muss im Bistum eine gemeinsame Basis für die Zukunft gefunden werden. Ich bin dankbar für das, was Kardinal Lajolo gesagt hat. Ihm ist es gelungen, Brücken zu bauen und zu zeigen, wie weitergearbeitet werden kann. Da werden wir den Bischof von Limburg unterstützen. Ich habe mich deshalb auch bereiterklärt, eine Kommission zu berufen, die die Kosten für den Bau des Diözesanen Zentrums objektiv überprüft. Das soll ganz sachlich von Fachleuten geklärt werden und nicht nur von kirchlichen Insidern.

KNA: Ihre letzte Vollversammlung hier in Fulda ist zu Ende. Kommt da ein bisschen Wehmut auf? Oder spüren sie eher die Freude, dass Sie diese Belastung künftig nicht mehr haben.

Zollitsch: Ich habe gestern beim Abschlussgottesdienst gedacht, ja das ist jetzt das letzte Mal, auch in dieser Weise. Ich werde bei der Frühjahrsvollversammlung noch leiten. Man spürt dann auch, was man aufgibt, denn Fulda ist ein Ort, in den ich immer wieder gerne gekommen bin. Wo ich mit dem heiligen Bonifatius verbunden war. Fulda wird bei mir in bester Erinnerung bleiben.

KNA: Sie haben einen Vorschlag für die Suche nach Ihrem Nachfolger ins Spiel gebracht. So eine Art Vorkonklave. Was stellen Sie sich darunter konkret vor und was versprechen Sie sich davon?

Zollitsch: Ich habe angeregt darüber nachzudenken, welche Aufgaben auf den neuen Vorsitzenden und damit auch auf die Bischofskonferenz in den nächsten Jahren zukommen. Es wäre wichtig, einfach mal zu überlegen, was wir uns für das Profil des neuen Vorsitzenden vorstellen, um dann vielleicht die Wahl leichter durchführen zu können.  


Erzbischof Zollitsch in Fulda (DR)
Erzbischof Zollitsch in Fulda / ( DR )