Glaubensfrage an Weihbischof Schwaderlapp

Liebt Gott alle Menschen gleich?

1. Worin besteht bzw. ist die Freude von Weihnachten zu finden? 2. Liebt Gott alle Menschen gleich? Maria, die Erwählte, die ohne Erbsünde, die Begnadete: Wird sie von Gott nicht mehr geliebt als die sündigen Menschen? Und wie der Sohn so der Vater: Auch Jesus liebte Johannes mehr als die anderen Jünger ...

Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr (DR)
Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr ( DR )

Antwort von Weihbischof Dr. Schwaderlapp

zu 1.

Die Freude des Weihnachtsfestes liegt im Kind in der Krippe. Wir feiern den Tag, an dem Gott die Welt betreten hat. Er wurde Mensch und blieb Gott. Der Gottessohn hat die Brücke zwischen Gott und Mensch geschlagen. Der Mensch ist nicht mehr Tod, Sünde, Gewalt und Dunkelheit ausgeliefert. Der Retter ist da!

Wenn z.B. Schiffbrüchige in einem Rettungsboot sitzen und auf Hilfe warten und sehen am Horizont das rettende Schiff, dann brechen alle in Jubel aus. Als Christen haben wir noch viel mehr Grund zum Jubeln, weil der Retter uns aus mehr befreit als  aus irdischer Not, sondern uns die Perspektive des Himmels bietet. Und er kommt nicht in Macht und Gewalt wie ein Herrscher, der unterwerfen will. Er kommt als Kind, das um Liebe „bettelt“.

Selbst Menschen, die eher missmutig durch die Welt gehen, wird ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, wenn sie ein kleines Kind sehen. Ein Kind weckt Gefühle von Liebe, Zuwendung und Freude. Es gibt keine größere Sehnsucht des Menschen als die nach Liebe. Verliebte Menschen sind glückliche Menschen, sind froh. Wenn ich also Weihnachten unser Herz dem Kind in der Krippe öffnen und seine Liebe, die er mir ganz persönlich schenkt, entdecke, dann führt  das zu einer Freude, die ich nicht selbst machen kann.

zu 2.

Gott liebt jeden Menschen unendlich. Hier gibt es kein mehr oder kein weniger. Doch will er seine Liebe zu den Menschen durch Menschen verbreiten. So wählt er sich Werkzeuge, die dies in besonderer Weise tun. In unvergleichlicher Weise geschieht das durch seinen Sohn, der Gott und Mensch zugleich ist. Gerade durch seine menschliche Natur bringt uns Christus göttliche Liebe in die Welt.

Nach dem Gottmenschen hat auch Maria eine einzigartige Bedeutung. Gott will nicht in die Welt kommen ohne Zutun des Menschen. Maria hat er auserwählt, stellvertretend für alle Menschen „Fiat!“ – „Es geschehe!“ zu sagen. Damit Maria dies tun kann, hat er sie besonders begnadet. Und Maria steht im Dienst der Liebe Gottes zu allen Menschen.

Die Tatsache, dass Gott immer wieder Menschen zu besonderen Aufgaben auserwählt, kommt nicht daher, dass er diese Menschen besonders liebt, sondern dass er ihnen eine Aufgabe gemäß ihren Fähigkeiten zutraut. Ich erinnere hier nur an das Gleichnis von den Talenten. Gott gibt jedem die Aufgabe, die seinen „Talenten“ entspricht auch Ihnen und mir. Und er gibt ihnen nicht nur eine Aufgabe, sondern immer auch die Gnade diese auch zu erfüllen. Unterschiedlich bei den Menschen ist allerdings die Bereitschaft, sich dieser Liebe zu öffnen. Gott respektiert den freien Willen des Menschen. Er zwingt niemanden dazu, seine Liebe anzunehmen. Doch jedem will er die Fülle seiner Liebe schenken.

+Dominikus Schwaderlapp


Weihbischof Schwaderlapp / © Pia Modanese (Erzbistum Köln)