Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war" (Lk 2,7). Mit diesem einfachen, aber klaren Satz führt uns Lukas ins Zentrum der Heiligen Nacht: Sie gebar ihren Sohn. Durch Maria erblickte Jesus das Licht der Welt, ja, Maria schenkt uns das Licht der Welt. Eine schlichte Erzählung, die uns eintauchen lässt in jenes Ereignis, das für immer unsere Geschichte verändert. Alles in dieser Nacht wurde zum lichten Hoffnungsquell.
Gehen wir einige Verse zurück. Auf das kaiserliche Dekret hin sahen Maria und Josef sich genötigt aufzubrechen. Sie mussten ihr Volk, ihr Haus und ihre Heimat verlassen und sich auf den Weg machen zur Volkszählung. Weder ein bequemes noch ein leichtes Unterfangen für ein junges Paar, so kurz vor der Geburt eines Kindes: Sie waren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Im Herzen waren sie wegen des Kindes, das bald zur Welt kommen sollte, voller Hoffnung auf die Zukunft. Ihre Schritte jedoch waren voller Unsicherheiten und Gefahren, die dem begegnen, der sein Zuhause verlassen muss.
Und dann mussten sie die wohl größte Schwierigkeit bewältigen: bei der Ankunft in Bethlehem die Erfahrung machen, dass sie dort niemand erwartete, dass dort kein Platz für sie war. Und gerade dort, inmitten dieser Herausforderung, hat Maria uns den Immanuel geschenkt. Der Sohn Gottes musste in einem Stall zur Welt kommen, weil die Seinen keinen Platz für ihn hatten. "Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1,11).
Und dort ... inmitten der Dunkelheit einer Stadt, die für den weit gereisten Fremden weder Raum noch Platz hat, inmitten der Dunkelheit einer sehr bewegten Stadt, die, wie es in diesem Fall scheint, dadurch aufgebaut wird, dass jeder nur auf sich bedacht ist, gerade dort entzündet sich der revolutionäre Funke der Zärtlichkeit Gottes.
In Bethlehem tat sich da ein kleiner Lichtblick auf für jene, die ihr Land, ihre Heimat und ihre Träume verloren haben; sogar für jene, die der Erstickung eines in sich verschlossenen Lebens verfallen waren.
Hinter den Schritten von Maria und Josef verbergen sich viele Schritte. Wir sehen die Spuren ganzer Familien, die auch heute gezwungen sind, von zu Hause wegzugehen. Wir sehen die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden. In vielen Fällen ist es ein Aufbruch voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft; in vielen anderen Fällen hat dieser Aufbruch nur einen Namen: Überleben. Die aktuellen Nachfolger des Herodes zu überleben, die zur Durchsetzung ihrer Macht und zur Mehrung ihrer Reichtümer nicht davor zurückschrecken, unschuldiges Blut zu vergießen.
Maria und Josef, für die kein Platz war, sind die Ersten, die den umarmen durften, der kommt, um uns allen ein Bürgerrecht zu verleihen. Ihn, der in seiner Armut und Kleinheit aufzeigt und deutlich macht, dass die wahre Macht und wirkliche Freiheit darin bestehen, der Zerbrechlichkeit der Schwächsten respektvoll und hilfsbereit zu begegnen.
In jener Nacht wird er, dem man für seine Geburt keinen Platz zugestanden hatte, denen verkündet, die keinen Platz an den Tischen und in den Straßen der Stadt hatten. Die Hirten sind die ersten Adressaten dieser guten Nachricht. Aufgrund ihrer Arbeit waren dies Männer und Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben mussten. Ihre Lebensumstände, die Orte, wo sie sein mussten, machten es ihnen unmöglich, alle vorgeschriebenen religiösen Reinigungsriten einzuhalten, und so galten sie als unrein.
Ihre Haut, ihre Kleidung, der Geruch, ihre Sprechweise, ihre Herkunft verriet sie. Alles an ihnen erweckte Misstrauen. Sie waren Männer und Frauen, von denen man sich fernhalten und die man fürchten musste; sie galten als Heiden unter den Gläubigen, als Sünder unter den Gerechten, als Fremde unter den Bürgern. Und ihnen - den Heiden, Sündern und Fremden - sagt der Engel: "Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr" (Lk 2,10-11).
Dies also ist die Freude, die wir in dieser Nacht eingeladen sind zu teilen, zu feiern und zu verkünden. Die Freude, mit der Gott uns Heiden, Sünder und Fremde in seiner unendlichen Barmherzigkeit umarmt hat und uns dazu treibt, es ihm gleich zu tun.
Der Glaube dieser Nacht lässt uns Gott als den erkennen, der überall dort anwesend ist, wo wir glauben, er sei abwesend. Er ist ein unerkannter, nicht erkennbarer Gast, der in unseren Städten, in unseren Vierteln, in unseren Bussen unterwegs ist und an unsere Türen klopft.
Und eben dieser Glaube drängt uns, einer neuen Auffassung des Sozialen Raum zu geben und keine Angst zu haben, neue Formen der Beziehung auszuprobieren, in denen niemand das Gefühl haben muss, in dieser Welt keinen Platz zu haben. Weihnachten ist die Zeit, die Kraft der Angst in eine Kraft der Liebe zu verwandeln, in eine Kraft für eine neue Auffassung von Nächstenliebe. Nämlich die Nächstenliebe, sich nicht mit der Ungerechtigkeit zufrieden gibt, als wäre sie etwas Normales, sondern den Mut hat, inmitten von Spannungen und Konflikten zu einem "Haus des Brotes", zu einem Raum der Gastfreundschaft zu werden. Daran erinnerte uns Johannes Paul II.
"Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus" (Homilie in der Messe am Beginn des Pontifikats, 22. Oktober 1978).
Im Kind von Betlehem kommt Gott uns entgegen, um uns zu Protagonisten des uns umgebenden Lebens zu machen. Er schenkt sich uns, damit wir ihn in die Arme nehmen, damit wir ihn hochheben und umarmen - damit wir in ihm uns nicht scheuen, den Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken und den Gefangenen in die Arme zu nehmen, sie aufzurichten und zu umarmen (vgl. Mt 25,35-36). "Habt keine Angst!
Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus". In diesem Kind lädt Gott uns ein, der Hoffnung zu dienen. Er lädt uns dazu ein, auf die vielen Menschen achtzugeben, die unter der Last der Trostlosigkeit so vieler verschlossener Türen aufgegeben haben. In diesem Kind macht Gott uns zu Protagonisten seiner Gastfreundschaft.
Ergriffen von Freude über dein Geschenk, bitten wir dich, kleines Kind von Betlehem, dass dein Weinen uns aufwecke aus unserer Gleichgültigkeit und unsere Augen öffne für den, der leidet. Deine Zärtlichkeit wecke unsere Sensibilität und schenke uns, dass wir uns angesprochen fühlen, dich in all jenen zu erkennen, die in unseren Städten, in unserem Alltag, in unseren Leben ankommen. Deine revolutionäre Zärtlichkeit überzeuge uns, dem Ruf zu folgen und uns für die Hoffnung und Zärtlichkeit unserer Leute einzusetzen.