Seehofer attackiert Nahrungsmittelkonzerne

Wegen Hungerkrise

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer hat die
Nahrungs- und Futtermittelindustrie wegen der weltweiten Ernährungskrise kritisiert. "Die großen Konzerne und Finanzanleger beherrschen die Szene und denen muss man in die Parade fahren."

 (DR)

"Denen geht es in erster Linie doch um eine Gewinnmaximierung und nicht um die Versorgung der Menschen", sagte Seehofer in einem Interview der Zeitung "Bild am Sonntag"

Es könne nicht sein, dass in den USA im wesentlichen nur noch ein Konzern Saatgut anbiete. "Die Landwirte dort werden doch erpresst und die Entwicklungsländer auch", sagte Seehofer, der auch Landwirtschaftsminister ist. "Wir brauchen hier keine industrielle, sondern eine bäuerliche Landwirtschaft", unterstrich er. Prognosen zufolge könnten die Preise für Futtermittel wegen einer Knappheit um 600 Prozent steigen. "Dahinter steht das Interesse der Konzerne, ihren genveränderten Sojamais zu verkaufen", so der Minister.

Appell an die EU
Zugleich verteidigte Seehofer die Nutzung von Bioenergie. "Wir haben aus Gründen des Klimaschutzes in Europa eine stärkere Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen beschlossen", sagte er. Damit werde man unabhängiger von Erdöl. Bis 2020 sei ein 20-prozentiger Bioenergie-Anteil und ein 10-zehnprozentiger Biosprit-Anteil geplant. "Sonst sind unsere Klimaschutzziele nicht zu erreichen", warnte er.

Laut Seehofer wachsen weltweit nur auf einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Rohstoffe für Biosprit: "Er kann also nicht für die aktuellen Probleme verantwortlich gemacht werden." Erneuerbare Energien seien auch für Entwicklungsländer wichtig, in denen Energie knapp ist. Besorgt äußerte sich Seehofer gegenüber "Bild am Sonntag" aber über die Vernichtung von Regenwäldern zugunsten von Biosprit. Dem müsse die EU energisch die Stirn bieten.

Der Minister schlug eine Regelung vor, dass Biosprit nur auf die EU-Kraftstoffquote angerechnet werden dürfe, wenn die Rohstoffe aus nachhaltiger Erzeugung stammen. Die Warnungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank vor Bioenergie tat Seehofer ab: "Das sind doch dieselben, die schon die Finanzmarktkrise falsch eingeschätzt haben. Und die wollen uns jetzt sagen, wie es mit der Landwirtschaft zu laufen hat."