Junge Malteser erhalten Preis des Westfälischen Friedens

Wir kommen wieder

"Hilfe den Bedürftigen" - ihren Leitsatz setzt die Gemeinschaft junger Malteser auf eine ganz besondere Weise um. Seit zehn Jahren veranstaltet und finanziert die Jugendorganisation des katholischen Malteserordens Feriencamps für schwer geistig Behinderte im Libanon. Für ihr Engagement erhielten die Jugendlichen am Samstag den diesjährigen Westfälischen Friedenspreis. Außerdem wurde der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan ausgezeichnet.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
 (DR)

"Für ein oder zwei Wochen holen wir rund 100 von ihnen aus Heimen in Beirut", erzählt die Leiterin des Projekts, Johanna Heereman. Für viele der Behinderten sei es die einzige Zeit im Jahr, in der sie Zuwendung, Respekt und Freundschaft erführen.

Das Libanon-Projekt hat jetzt besondere Aufmerksamkeit erfahren. Am Samstag wurden  die jungen Malteser in Münster neben dem früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan den Preis des Westfälischen Friedens erhalten. Sie leisteten "Friedensarbeit in des Wortes bestem Sinne", urteilte die Jury. Der 70-jährige Friedensnobelpreisträger Annan wird für seine Lebensleistung geehrt, die zum "Vorbild für Friedensarbeit in Europa und der Welt" geworden sei.

"Das ist eine ganz große Ehre für uns", freut sich Heereman. Der Preis sei Bestätigung und Ansporn zugleich. Neben Mitgliedern der jungen Malteser führen regelmäßig bis zu 70 Freiwillige mit in den Nahen Osten. "Mittlerweile melden sich Volontäre auch aus Polen und Frankreich." Das Projekt werde zunehmend international.

"Treue ist ein Grundprinzip unserer Arbeit"
Die Behinderten im Libanon werden nach Erkenntnissen Heeremans von ihren Familien mehr oder weniger abgeschoben. Die von katholischen Orden betriebenen Heime in Beirut hätten kaum Geld und Personal, um sich intensiv um sie zu kümmern. Vom Staat gebe es so gut wie keine Unterstützung. "Die Bedingungen für unsere Freunde in und um Beirut sind schlecht", erzählt die 27-Jährige.

Sie sagt "Freunde", wenn sie von den Behinderten spricht, und das hat seinen Grund. "Treue ist ein Grundprinzip unserer Arbeit", so Heereman. Die Behinderten sollten nicht das Gefühl bekommen, nur ein Mal aus dem tristen Alltag herausgerissen und dann fallengelassen zu werden. So nehmen viele Jahr für Jahr an den Camps teil. Das gilt auch für die Betreuer. "Am Ende steht immer die Zusicherung: Wir kommen wieder", so die Projektleiterin.

Probleme gibt es zuhauf. Die Betreuung der Behinderungen kostet viel Kraft. Unter ihnen sind Autisten, die kaum auf äußere Reize reagieren. Andere werden mit Medikamenten ruhiggestellt. Wieder andere sind aggressiv gegen sich selbst oder die Helfer. Wohl jeder junge Freiwillige habe während der zwei Monate mindestens einen Tag, an dem er ans Aufgeben denke, so Heereman. Alle kämen erschöpft, aber zufrieden und verändert zurück. Dabei ist nicht nur großes inneres Engagement gefragt: Jeder Volontär finanziert seine Fahrt mit 700 Euro zu einem großen Teil selbst.

Wenn die Politik Schwierigkeiten macht
Auch die große Politik macht Schwierigkeiten. So konnten die jungen Malteser 2006 und 2007 wegen des Krieges ihr sogenanntes Begegnungscamp nicht wie gewohnt im Libanon durchführen. Sie wichen nach Jordanien aus und holten ihre Freunde per Bus über die Grenze.
Daraus erwuchsen auch neue Chancen. Seither werden jordanische Behinderte einbezogen. So auch 2008, als wieder Chabrough in den Bergen über Beirut angesteuert werden konnte.

Die jungen Malteser bezahlen die Camps und kommen für nötige Einzeltherapien auf. Etwa 100.000 Euro kostet das pro Jahr. Sie sind auf Spenden angewiesen. Auch sei gerade eine Libanon-Stiftung gegründet worden, die in einigen Jahren hoffentlich entscheidend zur Finanzierung beitragen werde, so Heereman. Darüber hinaus stellen die rund 40 Projekt-Mitarbeiter der jungen Malteser jährlich ein Theaterstück auf die Beine und touren damit durch Deutschland.

Ein letztes Gastspiel 2008 mit Shakespeares "Sommernachtstraum" geben sie am Samstagnachmittag in Münsters Theater. "Kofi Annan kommt auch und hält eine Rede", erzählt die Projektleiterin. Bis dahin muss sie sich noch überlegen, was sie ihm sagen will - von Friedenspreisträger zu Friedenspreisträger.