Greenpeace und NABU verstärken den Druck bei Kernenergie

"Steinzeittechnologie"

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert mehr Tempo beim geplanten Atomausstieg. Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens warnte am Sonntag, Kernenergie sei "die gefährlichste und unverantwortlichste Art, Strom zu erzeugen". Der Atomausstieg müsse deshalb "deutlich schneller erfolgen als bisher geplant". Auch der Naturschutzbund Deutschland kritisierte die jüngsten Vorstöße aus der Union für längere Laufzeiten von Kernkraftwerken.

 (DR)

Behrens verlangte in einem ddp-Interview, in Deutschland sollte "der letzte Atommeiler spätestens 2015 und nicht erst 2025 vom Netz gehen". Sie betonte: "Ein Super-GAU wie der in Tschernobyl ist jederzeit möglich." Außerdem müsse "der hoch radioaktive Müll der Atomkraftwerke für 10 000 Jahre absolut sicher gelagert werden". Die Greenpeace-Geschäftsführerin unterstrich: "Niemand weiß, wo und wie das gemacht werden kann, bis heute gibt es kein Endlager."

Ein weiteres Risiko sei, dass kein Kernkraftwerk ausreichend gegen Terrorangriffe geschützt sei. Behrens wandte sich ferner gegen die Darstellung, mit Kernenergie könne man den Klimawandel bekämpfen. Dies sei "schlicht falsch".

Der NABU-Energieexperte Elmar Große Ruse betonte: "Längere AKW-Laufzeiten fördern nicht den Klimaschutz, sondern behindern ihn sogar." Es sei davon auszugehen, "dass die Atomkonzerne ihre Investitionen in Erneuerbare Energien in dem Augenblick reduzieren oder ganz zurückziehen, wenn eine Laufzeitverlängerung beschlossen wird". Denn im bestehenden Stromnetz sei "kein Platz", um dauerhaft und verlässlich den zusätzlichen Strom aus Erneuerbaren Energiequellen aufzunehmen, wenn weiterhin der Strom aus Atomkraftwerken integriert werden müsse.

"Keine Aussicht auf ein sicheres atomares Endlager in Deutschland"
Der Energieexperte fügte in einem ddp-Interview hinzu: "Das wäre das Aus für den Ausbau der Offshore-Windenergie." Wenn der Anteil Erneuerbarer Energiequellen weiter auf mindestens 30 Prozent bis 2020 ansteigen solle, dann brauche man "hocheffiziente und vor allem dezentrale Kraftwerke, die flexibel einen Ausgleich zwischen Erzeugung und Nachfrage in einer Region gewährleisten können". Großkraftwerke auf Basis von Atomkraft gehörten nicht dazu. Sie seien mit hohen Verlusten an Primärenergie verbunden und müssten "dauerhaft in Betrieb sein, weil sie nicht kurzfristig hoch- und runtergefahren können".

Die "Steinzeittechnologie Atomkraft" stehe aus Sicht des NABU einer zukunftsfähigen Energiepolitik im Wege. Ferner gebe es "keine Aussicht auf ein sicheres atomares Endlager in Deutschland".