Für Christen in Israel wird das Klima rauer

Läster-TV und Spuckattacken

Die katholische Kirche ist empört über Jesus-Witze im israelischen Fernsehen. Die Bischofskonferenz in Israel verurteilte am Freitag die "widerlichen Angriffe auf Jesus Christus und die Jungfrau Maria", die der Sender Kanal 10 Anfang der Woche in einer Comedy-Sendung ausgestrahlt hatte. Seit längerem klagen auch Mitglieder anderer Kirchen über tägliche antichristliche Beleidigungen und Feindseligkeiten.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

Das Nachtprogramm von «Arutz 10» ist beliebt in Israel, auch bei israelischen Arabern. Sendungen wie «Wer gewinnt die Millionen?» lenken vom konfliktgeladenen Alltag ab - und einen die verschiedenen Bevölkerungsgruppen vor dem Fernseher. Anfang dieser Woche jedoch trauten die arabischen Zuschauer ihren Augen nicht: Moderator Leor Schlein nahm in seiner Satire-Show die katholische Kirche aufs Korn, mit obszönen Attacken gegen zentrale christliche Glaubensüberzeugungen.

Der Klerus insgesamt wurde des Antisemitismus und der Pädophilie bezichtigt, ein fetter Jesus-Darsteller ließ seine Muskeln spielen, und eine schwangere Maria stolzierte in geschmacklosen Posen vor der Kamera. Gedacht war das Ganze laut Moderation als Antwort auf die «Holocaust-Leugnung von Kardinälen, Bischöfen und Priestern».

Die Sendung löste eine Protestwelle unter arabischen Christen - und auch Muslimen - aus. Im galiläischen Nazareth formierte sich eine Gruppe christlicher Anwälte, die einen Strafprozess gegen die Verantwortlichen einleiten will. Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes schickten ein scharfes Schreiben an israelische Ministerien und Medien, in dem sie «wachsende religiöse Intoleranz» und «gehäufte Attacken gegen Christen im Land der Bibel» beklagen. Die Satire-Show auf «Arutz 10», so der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Pietro Felet, habe das Fass zum Überlaufen gebracht.

Müll vor der Kirchentür
Seit längerem klagen auch Mitglieder anderer Kirchen über antichristliche Beleidigungen und Feindseligkeiten auf der Straße. Die liberale Zeitung «Haaretz» berichtete im Februar, Prozessionskreuze und orthodoxe Mönche würden zunehmend bespuckt. Angreifer waren demnach zumeist jugendliche Schüler radikaler Talmudschulen (Jeschiwas), die sich vermehrt auch in den arabischen Vierteln der Altstadt niederlassen und dort durch aggressives Verhalten auffallen.

Müll vor der Kirchentür oder im Klostergarten ist keine Seltenheit - ein Ärgernis, mit dem sich übrigens auch die christlichen Häuser in muslimischer Umgebung oft konfrontiert sehen. Beschwerden bei den Leitern der Jeschiwas bringen wenig, und Anzeigen bei der Polizei werden wegen der schwierigen Beweislage gescheut.

In jüdisch-laizistischer Umgebung hingegen bewegen sich Christen in der Regel unbehelligt. Dennoch fühlen sich die meisten einheimischen Christen nicht wirklich in die israelische Gesellschaft integriert - nicht nur, weil die meisten von ihnen Araber sind: «Leider gibt es eine Tendenz, alles Nichtjüdische als Fremdkörper anzusehen», sagt der katholische Bischof in Nazareth, Giacinto-Boulos Marcuzzo.
«Selbst das Christentum, das hier begründet wurde, gilt in jüdischen Kreisen meist als importiert.»

Bei Behördengängen, den Bemühungen um Aufenthaltsgenehmigungen für kirchliche Mitarbeiter und weiteren Alltagsfragen bekommen die christlichen Institutionen oft kühlen Gegenwind. Und blasphemische Beiträge in säkularen Medien, so die christlichen Anwälte aus Nazareth, seien auch keine Seltenheit.

«Arutz 10»-Moderator Leor Schlein hat sich mittlerweile schriftlich und live bei den christlichen Zuschauern entschuldigt. Den Nazarener Anwälten genügt das nicht. Sie wollen vor Gericht eine Geldbuße für die Verantwortlichen der Sendung durchsetzen. «Nicht des Geldes wegen», versichert Issam Abu-Nassar; «wir wollen eine abschreckende Wirkung erreichen.»

Auf kirchlicher Leitungsebene will man zunächst die Reaktionen auf den Brief der Bischöfe abwarten. Vatikan-Botschafter Antonio Franco wurde im Außenministerium zugesichert, man wolle sich um die kirchlichen Klagen kümmern und dabei auch andere Ministerien einschalten. Bischofskonferenz-Sekretär Felet: «Wir hoffen, dass bis zum für Mai vorgesehenen Papstbesuch eine entspannte Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens herrscht.»