Neue Geschäftsführerin in Kirchen-Arbeitsgemeinschaft

Als Gläubige in der Gesellschaft überzeugen

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland hat Jahre des Mangels hinter sich. Die beiden großen Kirchen kürzten die Gelder für den ökumenischen Zusammenschluss, die Frankfurter ACK-Geschäftsstelle wurde personell ausgedünnt. Als Nachfolgerin von Geschäftsführerin Barbara Rudolph übernimmt nun Elisabeth Dieckmann, bisher Geschäftsführerin des Münchner katholischen Diözesanrats, eine schwierige Aufgabe.

Autor/in:
Bernd Buchner
Neue Geschäftsführerin in Kirchen-Arbeitsgemeinschaft: Elisabeth Dieckmann (KNA)
Neue Geschäftsführerin in Kirchen-Arbeitsgemeinschaft: Elisabeth Dieckmann / ( KNA )

Auf eine evangelische Pfarrerin folgt also in der Ökumenischen Centrale, wie die ACK-Geschäftsstelle in Frankfurt heißt, eine Katholikin - das Rotationsprinzip hat sich seit Jahrzehnten eingebürgert. Dieckmann bringt beste Voraussetzungen mit. Die gebürtige Westfälin arbeitete zunächst als Industriekauffrau, ehe sie in München und Münster Theologie studierte und mit einer Arbeit über den evangelischen Theologen Wolfhart Pannenberg promoviert wurde. Fast zehn Jahre lang, von 1997 bis 2006, war sie danach Geschäftsführerin der bayerischen ACK.

Ihre bisherigen ökumenischen Erfahrungen wird Dieckmann gut brauchen können. Die rückläufigen ACK-Zuschüsse wurden auch als Ausdruck mangelnder Wertschätzung für die Ökumene gewertet. Vor allem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht der Tätigkeit des Zusammenschlusses, der zahlreiche regionale und lokale Gliederungen hat, kritisch gegenüber. Braunschweigs Landesbischof Friedrich Weber muss als ACK-Vorsitzender immer wieder um Zustimmung in den eigenen Reihen werben. Insgeheim fürchtet die EKD einen starken «Nationalen Kirchenrat» wie in Holland oder Großbritannien.

Doch auch in der Deutschen Bischofskonferenz gibt es Vorbehalte. Oft ist es leichter, gemeinsam mit der EKD Initiativen zu starten, als den «Umweg» über die Arbeitsgemeinschaft zu gehen. Die sogenannte multilaterale Ökumene, das Miteinander von großen und kleinen Partnern, ist nicht frei von Mühen. 17 Mitgliedskirchen hat die ACK, darunter auch Orthodoxe, Anglikaner, Baptisten und Mennoniten.
Zuletzt wurde im März der freikirchliche Mülheimer Verband aufgenommen. Drei weitere Kirchen haben Gaststatus, vier sind ständige Beobachter. So groß die Bandbreite, so schwierig die Konsensfindung.

Diese Suche zu moderieren, wird die Aufgabe von Dieckmann sein.
Wichtig sei, dass es eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit der Kirchen gebe, betont sie - trotz deren unterschiedlicher Größe und Struktur. Dabei ist auch diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt. Die promovierte Theologin sieht es darüber hinaus als Aufgabe an, in einem säkularen Umfeld gemeinsam für den Glauben zu werben. «Ich finde, dass wir als Christen in der Gesellschaft überzeugen müssen.»

Die neue ACK-Lotsin, die ihr Amt am 1. Juli für zunächst fünf Jahre antritt, übernimmt das ökumenische Schiff in unruhiger See. Das Gespräch der Konfessionen ist durch theologische Grundsatzfragen gehemmt. Bischof Weber ist gleichwohl zuversichtlich, die Arbeitsgemeinschaft in naher Zukunft wieder auf eine solide finanzielle Basis stellen zu können - und die Ökumenische Centrale zu stärken. Dieckmanns Vorgängerin Barbara Rudolph sagte vor wenigen Tagen beim Evangelischen Kirchentag in Bremen prägnant: «Wir sind 17 Kirchen in der ACK, und mit 17 hat man noch Träume.»