Ökumenischer Patriarch bei der Konferenz Europäischer Kirchen - 50-jähriges Bestehen

"Konferenz aller Kirchen"

Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I., Ehrenoberhaupt der weltweiten orthodoxen Christenheit, hat sich im französischen Lyon beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Konferenz Europäischer Kirchen für eine Konferenz aller Kirchen in Europa ausgesprochen. Die katholische Kirche gehört der Organisation bislang nicht an.

 (DR)

Die Kooperation zwischen römisch-katholischen, anglikanischen, orthodoxen und protestantischen Christen müsse besser organisiert und strukturiert werden, so Bartholomäus.

Nur wenn alle Kirchen eng zusammenarbeiteten, könnten sie auch die christliche Botschaft überzeugend und glaubwürdig verkünden. "Eine Konferenz aller Kirchen in Europa", so der Ökumenische Patriarch, entspreche dem "heiligen Gebot der Wiederherstellung der kirchlichen Gemeinschaft am besten". Bartholomäus: "So wird es möglich sein, den Dialog der Kirchen Europas mit den europäischen Institutionen und der Europäischen Union noch wirksamer zu fördern."

Kein einfacher Vorschlag
Patriarch Bartholomäus, der seinen Sitz in Istanbul hat, bat nach KEK Angaben den bei der Feier anwesenden Kardinal Philippe Barbarin, den katholischen Erzbischof von Lyon, seinen Vorschlag an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Der Patriarch erinnerte zudem daran, dass die römisch-katholische Kirche bereits 1979 eingeladen worden sei, der Konferenz Europäischer Kirchen beizutreten. Er räumte zugleich ein, dass dieser Vorschlag nicht einfach sei. Die KEK repräsentiert zurzeit rund 120 anglikanische, orthodoxe und protestantische Mitgliedskirchen.

Europa braucht Bartholomäus zufolge eine ökumenische kirchliche Organisation, die auch die römisch-katholische Kirche mit einbezieht. Damit könne man nicht nur die kirchliche Einheit fördern, sondern auch gemeinsam gegen die zunehmende Säkularisation, gegen die Verletzung von Menschenrechten und gegen Rassismus vorgehen. Die Kirchen müssten auch einen gemeinsamen Beitrag zur Überwindung der Wirtschaftkrise und gegen die Bedrohungen der Umwelt leisten.

Die Römisch-Katholische Kirche ist zwar nicht Mitglied, aber es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der KEK und dem Rat der (katholischen) Europäischen Bischofskonferenzen. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind sechs Europäische Ökumenische Begegnungen zwischen KEK und CCEE. Die beiden organisierten auch gemeinsam drei Europäische Ökumenische Versammlungen, 1989 in Basel (Schweiz), 1997 in Graz (Österreich) und 2007 in Sibiu (Rumänien).

Reformprozess für die nächsten Jahre in die Wege geleitet
Die Konferenz Europäischer Kirchen wurde 1959 von Christen aus Ost- und Westeuropa gegründet. In der Phase des Kalten Krieges wollten sie ein Forum zur Verständigung schaffen. KEK-Präsident Jean Arnold de Clermont würdigte die bisherige Arbeit des Kirchenbundes. Wegen ihrer großen Erfahrungen und "Weisheit" könne die Ökumene-Organisation mit Zuversicht in die Zukunft schauen.

Die Vollversammlung ist das oberste Organ der Konferenz Europäischer Kirchen und wird alle sechs Jahre einberufen. Die Delegierten hatten am Freitag einen umfangreichen Reformprozess für die nächsten Jahre in die Wege geleitet. Die 13. Vollversammlung in Lyon geht am Dienstag zu Ende.