Im Sudan kämpfen drei Männer um die Macht

Islamist, Kriegsverbrecher und Ex-Rebell

Es sind vor allem drei Männer, die bei den Wahlen vom 11. bis 13. April um die Macht im Sudan kämpfen: Der Putschist und gesuchte Kriegsverbrecher Omar al-Baschir wird vermutlich als Sudans Präsident wiedergewählt. Sein einziger prominenter Gegenkandidat ist ein alter Kampfgefährte.

Autor/in:
Marc Engelhardt
 (DR)

Sein ehemaliger Verbündeter, der Islamistenführer Hassan al-Turabi, will seinen Einfluss im größten Land Afrikas wieder vergrößern. Und der ehemalige Rebell und Präsident des halbautonomen Südsudan, Salva Kiir, erhofft sich Auftrieb für das Streben nach staatlicher Unabhängigkeit.

Dass Al-Baschir (66) im ersten Wahlgang gewählt wird, ist so gut wie sicher, seitdem nahezu alle anderen Parteien ihre Kandidaten zurückgezogen haben. Doch selbst ohne Boykott, darin sind sich Opposition und unabhängige Beobachter einig, hatte Al-Baschir seinen Sieg bereits mit gefälschten Wahllisten, der Unterdrückung der Opposition und der Beeinflussung der Wahlkommission gesichert. Der Wahlsieg ist für Al-Baschir, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen in Darfur gesucht wird, so wichtig, weil er ihm Legitimation verleiht, die dem Offizier seit seinem Putsch 1989 fehlt.

Der Wahlboykott dürfte den Spross einer alten, sehr einflussreichen Familie nicht wirklich anfechten. Seine fehlende Bildung gleicht der gewiefte Taktiker schon lange mit martialischem Auftreten aus. Al-Baschirs wahre Heimat ist das Militär: Mit 16 Jahren trat er in die sudanesische Armee ein. 1973 kämpfte er im Yom-Kippur-Krieg an der Seite ägyptischer Truppen gegen Israel und in den 80er Jahren gegen die Rebellen im Südsudan.

Der Gegenkandidat ist ein alter Kampfgefährte
Der einzige prominente Gegenkandidat Al-Baschirs ist ein alter Kampfgefährte: der Islamist Hassan al-Turabi (78), mit dessen Hilfe sich Al-Baschir 1989 an die Macht putschte, bevor er ihn ins Gefängnis werfen ließ. Al-Turabi ist der Sohn eines muslimischen Rechtsgelehrten. In den 40 Jahren, die er in der Politik verbracht hat, wechselten sich Haft und hohe Ämter mehrfach ab. Jetzt will er erneut versuchen, mit seiner Volkskongresspartei die Regierung zu übernehmen.

Al-Turabi ist ein promovierter Jurist, der in London und Paris studiert hat. Er gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten der sudanesischen Politik. Er mischt in islamistischen Gruppen wie der "Muslimischen Bruderschaft" mit, in religiösen Fragen gab er sich oft moderat. Doch sanften Worten ließ Al-Turabi brutale Taten folgen: Nach 1989 wurde er schnell für Folter und willkürliche Hinrichtungen bekannt, 1991 lud er den Terroristenführer Osama bin Laden in den Sudan ein, um von dort seinen Dschihad zu planen.

Der ehemalige Rebellenführer Salva Kiir verzichtete hingegen schon früh darauf, gegen Al-Baschir zu kandidieren. Er kämpft - ohne nennenswerten Gegenkandidaten - einzig um das Amt des Präsidenten des halbautonomen Südsudan, das ihn automatisch zum Stellvertreter des Präsidenten in Khartum macht. Das Desinteresse am höchsten Staatsamt hat vor allem einen Grund: Wenn es nach den Wünschen des 59-jährigen geht, wird der Südsudan bald unabhängig.

Dass Kiir im Südsudan gewählt wird, ist sicher
Der langjährige Rebellenführer, der seit seiner Jugend im Busch für die Loslösung des christlich-animistisch geprägten Südsudan gekämpft hat, will seinen Traum endlich wahr machen. Die Wahl ist dafür nur eine Zwischenstation: Der Friedensvertrag von 2005 sieht vor, dass auf die Wahlen das Referendum für die Unabhängigkeit des Südens folgen wird. Erwartete Zustimmung: 90 Prozent.

Dass Kiir im Südsudan gewählt wird, ist sicher. Die schwache Opposition hat - auch wegen Schikanen von SPLM-Anhängern - kaum Chancen, gegen die mächtigen Ex-Rebellen zu gewinnen. Kiirs Herausforderungen sind jedoch immens: Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg ist der Südsudan so unterentwickelt ist wie kein anderes Land in Afrika. Korruption innerhalb von Kiirs SPLM und Angriffe von Aufständischen, die vom Norden unterstützt werden, sind weitere Probleme. Zudem wird bezweifelt, dass die ehemaligen Rebellen schon in der Lage sind, einen eigenen Staat zu führen: Dieser Kritik widerspricht Kiir vehement.