Papst Benedikt XVI. wird 83 - Deutschland gratuliert und diskutiert

Vor allem: Gottes Segen!

Benedikt XVI. ist er seit bald fünf Jahren, Josef Ratzinger seit 83: Am 16. April 1927 wurde der Papst geboren. An seinem Ehrentag lässt er es ruhig angehen, Kräfte sammeln für die erste Auslandsreise nach Malta in diesem Jahr. Deutschland gratuliert derweil. Und diskutiert weiterhin über seinen berühmten Sohn in Rom.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Im Mittelpunkt der Debatte: der Umgang Benedikts mit den Missbrauchsfällen in der Kirche. Der Kölner Generalvikar Dominik Schwaderlapp hat ihn hier wie zahlreiche Bischöfe in den vergangenen Tagen zuvor verteidigt.

Benedikt XVI. stehe an der Spitze der Bewegung, vergangene Täter auffliegen zu lassen und neue Täter zu verhindern, sagte er am Donnerstagabend in WDR 5. Der Generalvikar verwies darauf, dass der Papst als Präfekt der Glaubenskongregation 2001 die Bischöfe in einem Brief dazu verpflichtet habe, Missbrauchsfälle nach Rom zu melden. Diese Anordnung zeige, dass Joesph Ratzinger die Delikte als so gravierend eingestuft habe, dass deren Aufarbeitung nicht den betroffenen Diözesen allein überlassen bleiben dürfe.

Meisner: Sehr viele sind froh über den Papst
Der Papst hat nach Ansicht des Kölner Kardinals Joachim Meisner in Deutschland immer noch eine breite Anhängerschaft. Zwar entstehe angesichts von "Attacken" und "Häme" gegen Kirche und Kirchenoberhaupt der Eindruck, dass die Formel "Wir sind Papst" nicht mehr gelte, schreibt Meisner in einem von der "Bild"-Zeitung veröffentlichten Gratulationsbrief an Benedikt XVI. zu dessen 83. Geburtstag an diesem Freitag. "Aber Du darfst überzeugt sein, dass sehr, sehr viele Menschen hier in Deutschland und vor allem auch in der Kirche hierzulande nach wie vor glücklich sind, einen solchen Papst zu haben", so der Kardinal.

Meisner nannte den Vorwurf "geradezu lächerlich", Benedikt XVI. wolle die Kirche vor das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zurückführen. Der jetzige Papst habe selbst als theologischer Sachverständiger am Konzil mitgewirkt. Im Umgang mit den Bischöfen habe Benedikt XVI. zudem "eine neuartige Weise der mitbrüderlichen Kollegialität eingeführt", indem er sie nicht nur zu Synoden lade, sondern ihnen auch erläuternde Briefe zu wichtigen Ereignissen schreibe.

Vor seiner Papstwahl habe ihm der damalige Kardinal Ratzinger angesichts der von Johannes Paul II. zurückgelassenen Aktenberge "wirklich leidgetan", schreibt Meisner. Diese Verantwortung sei mit der Amtsübernahme am 19. April vor fünf Jahren noch gewachsen.

Zollitsch würdigt Papst
Erzbischof Robert Zollitsch würdigte das Kirchenoberhaupt auch vor dem Hintergrund des fünften Jahrestag seiner Wahl als "politisch wachen Papst" und zugleich großen Theologen. Er beziehe in öffentlichen Debatten Stellung und bringe auch gegenüber den Mächtigen der Welt feste moralische Standards zur Geltung, schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Beitrag für die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" am Freitag (16.04.2010). Als "entschiedener Kämpfer für eine Kultur des Lebens" verstecke sich der Papst nicht hinter diplomatischen Floskeln, sondern riskiere auch "durchaus heftigen Widerspruch".

"Papst Benedikt XVI. schenkt uns ein geistliches Pontifikat, das von theologischer Tiefe geprägt ist", so Zollitsch. Den Kern seiner Beiträge bildeten die innere Verbundenheit von Glaube und Vernunft sowie die Religionsfreiheit jedes Menschen. Im Blick auf das Verhältnis zum Judentum müssten gerade die Deutschen Benedikt XVI. zutiefst dankbar sein. Zollitsch verwies dabei auf den Besuch des Papstes im Vernichtungslager Auschwitz und auf seine Verurteilung des Antisemitismus in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem.

Ruhetag und letzten Vorbereitungen
Mit einem Ruhetag und letzten Vorbereitungen für seine bevorstehende Maltareise verbringt Papst Benedikt XVI. am Freitag seinen 83. Geburtstag. Auch den fünften Jahrestag seiner Wahl zum Papst am 19. April begeht er mit einem Erholungstag. Einziger offizieller Termin der beiden Feiern ist am 29. April ein Konzert in der vatikanischen Nervi-Halle. Es wird dem Papst von Italiens Präsident Giorgio Napolitano gestiftet.

Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn als Sohn eines Gendarmen geboren. 1951 empfing er zusammen mit dem älteren Bruder und späteren Regensburger Domkapellmeister Georg die Priesterweihe. Mit 26 Jahren wurde Ratzinger Dozent für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Freising.

Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fungierte er als theologischer Berater des Kölner Kardinals Josef Frings. Nacheinander lehrte er als Professor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Im März 1977 berief Papst Paul VI. ihn zum Erzbischof von München und Freising, wenige Wochen später wurde er Kardinal. Im November 1981 betraute Johannes Paul II. ihn mit der Leitung der Glaubenskongregation. Ende 2002 wurde er Dekan des Kardinalskollegiums und leitete in dieser Funktion die Zeremonien nach dem Papsttod. Ins Konklave vom 18. April 2005 zog er als Favorit ein, einen Tag später wurde er als erster Deutscher nach 482 Jahren zum Papst gewählt.