Regeln und Religion auf dem WM-Rasen

Fair Pray

Auf und neben dem Rasen wimmelt es bei dieser Weltmeisterschaft geradezu von religiösen Gesten. Auf dem Platz, wo ja bekanntermaßen die Wahrheit liegt, ist längst nicht jede Form der Glaubensbezeugung erlaubt. Gläubige Spieler finden aber durchaus "legale Wege".

Autor/in:
Caroline Schulke
 (DR)

«Spieler dürfen keine Unterwäsche mit Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau tragen. Die vorgeschriebene Grundausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Botschaften aufweisen», heißt es in den Spielregeln 2009/2010 des Weltfußballverbandes FIFA. Und weiter: «Ein Spieler, der sein Hemd oder Trikot auszieht, um Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau zu tragen, wird vom Ausrichter des betreffenden Wettbewerbs mit einer Strafe belegt.» Auch das Team des unbotmäßigen Sportlers muss laut Reglement mit Konsequenzen rechnen.

Was das bedeuten kann, erfuhren die besonders betfreudigen Brasilianer beim Vorspiel zur WM, also beim Confederations Cup im vergangenen Jahr in Südafrika. Nach dem Sieg im Finale betete die Selecao geschlossen - in T-Shirts mit religiösen Botschaften. Dafür fing sie sich prompt eine Ermahnung der FIFA ein, weitere Konsequenzen blieben allerdings aus. Auch bei der WM will der Weltfußballverband solche Gebetskreise nicht sehen. «Die FIFA ist politisch und religiös neutral», betonte der Verband wiederholt. Und beruft sich zugleich auf sein Regelwerk, das eingehalten werden müsse.

Spieler finden "legale" Wege
Die Spieler stört die Betbremse auf dem Bolzplatz offenbar nicht. Die Frommen unter den Fußballern finden auch «legale» Wege, ihre Dankesgrüße und Bitten nach Oben zu senden. Bekreuzigungen bei Einwechslungen und Toren, Blicke und Fingerzeige gen Himmel - all das zelebrieren vor allem die Kicker aus Lateinamerika, ohne eine gelbe Karte zu riskieren.

«Man kann Jesus von unseren T-Shirts wegnehmen, aber nicht von unseren Herzen», meint denn auch der gebürtige Brasilianer und deutsche Nationalspieler Cacau; in der Bundesliga ein bekannter Freund von T-Shirt-Botschaften a la «Jesus liebt Dich». Stattdessen bemühe er sich, auch an Kleinigkeiten seinen Glauben an Gott zu zeigen, sagte der Stürmer in einem Zeitungsinterview zu den FIFA-Regeln.

Wer die Geschichte von Isadore Irandir hört, wird sich expressive Gebete auf dem grünen Rasen ohnehin zweimal überlegen. Der Torwart von Rio-Preto in Brasilien war angeblich dazu gezwungen, bei einem Ligaspiel in den 70er Jahren bereits wenige Sekunden nach Anpfiff hinter sich ins Netz zu greifen. Der Ball schlug ein, während er noch im Fünf-Meter-Raum kniete, um kurz für das beginnende Spiel zu beten.