Erzbischof ermutigt Kopten zur Weihnachtsfeier

Dem Terrordruck nicht beugen

Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofkonferenz, hat die Kopten in Deutschland dazu ermutigt, sich dem Terrordruck nicht zu beugen und das Weihnachtsfest zu begehen. Der Staat müsse die Feierlichkeiten schützen, so Schick.

 (DR)

domradio.de: Vielerorts in Deutschland werden die Feierlichkeiten anlässlich des koptischen Weihnachtsfestes am 7. Januar abgesagt oder nur unter besonders scharfen Sicherheitsvorkehrungen begangen. Wie beurteilen Sie das?

Schick: Es ist sehr schade, dass Christen nur unter strengen Sicherheitsmaßnahmen oder gar nicht ihr Weihnachtsfest feiern können. Ich plädiere dafür, dass die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden, aber die Christen ihr Weihnachtsfest feiern. Denn wir diesem Druck, der durch diesen unmenschlichen barbarischen Terroralt in Alexandria entstanden ist, nachgeben, dann geben wir den Tätern Recht und machen sie quasi erfolgreich. Das wollen sie ja, sie wollen, dass Christen ihr Christentum nicht mehr leben. Da dürfen wir nicht nachgeben.



domradio.de: Was bedeutet dieser Anschlag der Silvesternacht auf die koptischen Christen in Ägypten für den interreligiösen Dialog zwischen Muslimen und Christen?

Schick: Das erschwert ihn natürlich, aber wir dürfen jetzt diesen Terrorakt nicht auf die Muslime übertragen. Das sind Fanatiker, Terroristen, die die Religion vorschieben. Wir müssen mit der wahren Religion gegen den Terror angehen, da müssen wir zusammenstehen! Die Muslime in Deutschland sind friedliebend und setzen sich für ein gutes Miteinander ein. Das muss jetzt noch einmal verstärkt werden.



domradio.de: Was erwarten Sie konkret von den muslimischen Dialog-Partnern?

Schick: Ein klares Bekenntnis gegen den Terror, eine klare Zusage an die Christen, dass sie hinter ihnen stehen, jeden Terror ablehnen und dass sie das gute Miteinander der Christen und Muslime, die friedliebend sind, verstärken wollen.



domradio.de: Wie muss die katholische Kirche dieser Herausforderung begegnen?

Schick: Wir müssen sagen, dass die Christen weltweit die meistverfolgte Religionsgemeinschaft ist. Dass unter den um des Glaubens Willen Getöteten die Christen an erster Stelle stellen. Wir müssen sagen, dass das inakzeptabel ist und wir unsere Christen auf der ganzen Welt schützen möchten. Und wir müssen auch verlangen, dass alle, die Verantwortung haben, alles tun, dass die Christen ihren Glauben leben können, überall auf der ganzen Welt.



domradio.de: Wie soll sich die Bundesregierung jetzt verhalten, immerhin fließen Entwicklungsgelder nach Ägypten?

Schick: Ägypten gehört auch zu den Staaten, die etwas schwächeln, und wo die Staatsmacht sich nicht uneingeschränkt für alle ihre Bürger einsetzt. Die Bundesregierung, aber auch die gesamte internationale Gemeinschaft, dass die Regierung in Ägypten durchgreift und ihre Bürger schützt. Es ist ja so, dass die koptischen Christen in Ägypten zur Urbevölkerung gehören und auch einen ganz wichtigen Part im Gemeinwohl spielen, es ist völlig unverständlich, dass die Christen dort diskriminiert werden, auch um des Staatswesens willen.