Perus katholische Uni bittet den Vatikan um einen neuen Verhandlungspartner im Konflikt

In die Offensive

In den festgefahrenen Konflikt zwischen der Katholischen Universität Perus und dem Vatikan ist frischer Wind gekommen. Eine gütliche Einigung mit der wichtigsten Privatuniversität Perus scheint wieder möglich. Vor einigen Wochen sah das noch anders aus.

Autor/in:
Hildegard Willer
 (DR)

In einem offenen Brief vom 9. Mai 2012 schreibt der Rektor der Universität, Marcial Rubio, an den Kardinalstaatssekretär des Vatikans, Tarcisio Bertone, dass eine vollständige Beilegung des Streit nicht möglich sei, solange der Kardinal von Lima, Juan Luis Cipriani, für den Vatikan die Verhandlungen führe. Bis Ostern, so hatte der Vatikan verlangt, müsse die für ihre liberale und plurale Ausrichtung bekannte Universität, ihre Statuten der Apostolischen Konstitution "Ex Corde Ecclesiae" angleichen, wenn sie sich weiterhin "Päpstlich-Katholisch" nennen wolle. Den ganzen März über verhandelten die Hochschule und der Kardinal von Lima. Anfang April gab die Universität schließlich einen gemeinsamen Vorschlag zur Statutenänderung bekannt.



Am Ostersonntag erklärte der Erzbischof von Lima in einem Zeitungsinterview, dass die laufenden Rechtsstreitigkeiten um die Liegenschaften der Universität von dem Abkommen mit dem Vatikan nicht berührt würden. Die Universitätsleitung brach daraufhin die Verhandlungen ab. Sie war davon ausgegangen, dass mit ihrem Zugeständnis bei den neuen Statuten auch die Rechtsstreitigkeiten mit dem Erzbischof von Lima ein Ende haben würden. Der Grund für die fehlgeschlagenen Verhandlungen waren demnach nicht die Forderungen des Vatikans, sondern der Streit um die Güter der Universität. Denn diese sind nicht unerheblich.



Als der peruanische Gelehrte und letzte Abkömmling einer Aristokratenfamilie José Riva de Aguero y Osma vor 70 Jahren in seinem Testament die 1917 gegründete Katholische Universität als Haupterbin einsetzte, ahnte er nicht, dass 70 Jahre später ein erbitterter Rechtsstreit geführt würde, wie sein Letzter Wille zu interpretieren sei. Während die Universität behauptet, sie alleine sei Verwalterin der Erbmasse - Liegenschaften, deren Wert im boomenden Lima heute täglich steigen, verlangt der Erzbischof von Lima dagegen einen gleichberechtigten Einsatz im Verwaltungsrat.

Seit 2007 liegt es bei den Gerichten, den Letzten Willen Riva y Agueros richtig zu interpretieren. Das letzte Urteil des peruanischen Verfassungsgerichtes gab 2010 dem Erzbischof recht. Die Universität hat dagegen Berufung eingelegt.



Verhaltener Rückhalt der Bischöfe

Der Rückhalt der peruanischen Bischofskonferenz für die Verhandlungsposition von Erzbischof Cipriani ist verhalten. Mitte April rief die Bischofskonferenz die beiden Parteien dazu auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und eine ganzheitliche Lösung anzustreben. Die Universitätsleitung interpretiert dies in ihrem Sinne, dass eine Verhandlungslösung die laufenden Gerichtsverfahren beinhalten müsse. Cipriani, ein bekennendes Mitglied des Opus Dei, ist zwar der einzige peruanische Bischof mit Kardinalshut, wurde aber noch nie zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt.



Gegenber der Nachrichtenagentur Aceprensa erklärte ein Vertreter des Erzbischofs, dass der Rektor dem Vatikan nicht vorschreiben könne, wen er als Verhandlungsführer bestimme. Die Auseinandersetzungen um die Verwaltung des Erbes Riva y Agueros hätten nichts mit der Forderung des Vatikans auf Statutenangleichung zu tun. Währenddessen hat Erzbischof Cipriani ein neues Konfliktfeld aufgetan: Er hat dem 72-jährigen Ordensmann Gaston Garatea und Berater für "Social Responsability" der Katholischen Universität die Ausübung der priesterlichen Dienste in Lima untersagt. Grund sind Äußerungen Garateas zur Homosexuellen-Ehe. Die Suspendierung des Geistlichen sorgte in Peru für Aufsehen, weil Garatea als ehemaliges Mitglied der Wahrheitskommission und als Vorsitzender eines nationalen Armutbekämpfungsprogramms großes Ansehen genießt.