Auszeichnung für Kölner Integrationsinitiative

"Weiter machen, bis wir uns überflüssig gemacht haben"

Mehr als 20 Jahren nach seiner Gründung wird der "Kölner Runder Tisch für Integration" in Berlin geehrt. Anlass für die stellvertretende Vorsitzende der Initiative, Hannelore Bartscherer", im domradio.de-Interview Bilanz zu ziehen.

 (DR)

domradio.de: Was bedeutet Ihnen der Preis?

Bartscherer: Ich freue mich, für und mit dem Runden Tisch. Es ist sehr wichtig, dass dieses rein ehrenamtliche Engagement des Runden Tisches für Integration in dieser Form über die Stadtgrenzen hinaus gewürdigt wird. In den 21 Jahren seines Bestehens hat der Tisch etwas für die Stadt geleistet, was ihr gut tut.



domradio.de: Wie genau hat er das getan?

Bartscherer: Gegründet wurde der Runde Tisch aus der Sorge nach den Anschlägen gegen Einwanderer Anfang der 1990er Jahre. In Köln haben wir viele Nationen und Ethnien. Und deshalb haben wir uns gefragt: Was können wir tun, um dem einen Riegel vorzuschieben, dass sich Gewalt, Hass und Ausgrenzung auch hier breit macht.



domradio.de: Haben sich seitdem die Inhalte verändert?

Bartscherer: Sie haben sich verändert, weil sich die Zeiten verändert haben. Seit damals sind Bewusstsein und Aufmerksamkeit für das Thema gewachsen. Auch dank des Engagements des Runden Tischs. Die Ausländer- und Migrantenpolitik in dieser Stadt war ein schwieriges und großes Thema in Köln,  und der Rat der Stadt hat seine Politik irgendwann verändert. Auch durch die vielen Gespräche, die der Runde Tisch mitinitiiert hat.



domradio.de: Also könnten Sie Ihre Arbeit einstellen...

Bartscherer: Nein. In Köln gibt es noch immer Kräfte, die auf der Klaviatur Extremismus spielen, gegen rechts und links. Es gibt eine politische Partei in dieser Stadt, die an dieser Stelle immer wieder versucht zu instrumentalisieren und Ängste zu schüren. Und der Runde Tisch hat hier schnell Position bezogen, zum Beispiel im Bündnis "Köln stellt sich quer".



domradio.de: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Bartscherer: Wir machen weiter mit unserer Arbeit, bis wir uns irgendwann überflüssig gemacht haben. Hoffentlich gelingt das eines Tages. Denn solange wir Hass, Gewalt und Ausgrenzung in unserer Stadt erfahren, muss es einen Runden Tisch für Integration geben.



Hintergrund: Am Dienstag (10.07.2012) wurde  die Initiative "Kölner Runder Tisch für Integration e.V." gemeinsam mit sieben weiteren Initiativen vom "Bündnis für Demokratie und Toleranz" ausgezeichnet.



Das Gespräch führte Monika Weiß.