Es ist genau 17 Uhr 17 als Papst Johannes Paul II. von zwei Schüssen getroffen auf seinem offenen Papa-Mobil zusammensinkt. Eine Kugel hat das Oberhaupt der katholischen Kirche in den Bauch getroffen und lebensgefährlich verletzt. Eine andere trifft den Papst am rechten Zeigefinger. Binnen weniger Minuten wird Johannes Paul II. in die römische Gemelli-Klinik gebracht. Auf dem Weg dorthin verliert er das Bewusstsein.
Gebet für den Papst
Auf dem Petersplatz strömen unterdessen die Menschen zusammen und beten das Vaterunser sowie das Ave Maria für das Kirchenoberhaupt. Der Papst überlebt die komplizierte Operation, bleibt aber in kritischem Zustand. Prof. Francesco Crucitti, der den Papst operierte, spricht hinterher von einem eigenartigen Zickzackkurs der im Bauch eingetretenen Kugel - Millimeter vorbei an den lebenswichtigen Organen. Johannes Paul II. wird später sagen: Eine Hand habe die Kugel abgeschossen, eine andere aber habe sie gelenkt.
Vorausgesagtes Attentat?
Der Tag des Attentates fiel auf den 64. Jahrestag der Marienerscheinungen von Fatima. Drei Hirtenkinder gaben 1917 an, dass ihnen die Gottesmutter Maria auf einem Feld in Portugal begegnet sei.
Der Ort wurde weltweit bekannt, auch weil die Kinder damals von Vorhersagen der Gottesmutter sprachen: Eine bezog sich auf das Ende des Krieges, im sogenannten dritten Geheimnis sprachen die Kinder von Schüssen, die auf einen Bischof in weißer Kleidung abgefeuert werden.
Der Papst hatte seine Rettung wohl auch darum stets der Gottesmutter Maria zugeschrieben. Ein Jahr später drückte er seinen Dank in einem Besuch der bekannten Wallfahrtsstätte in Portugal aus. Die Kugel, die ihm aus dem Bauch entfernt worden war, befindet sich seitdem vergoldet in der Krone der Madonnenstatue in Fatima.
Mitleid für den Attentäter
Dem Mann, der ihn töten wollte, verzieh der Papst noch auf dem Krankenbett. Die Bilder gingen um die Welt, als Johannes Paul II. dann im Dezember 1983 seinen Attentäter besuchte: den 23jährigen Türken Mehmet Ali Agca.
Schon drei Tage nach dem Attentat war Ali Agca von einem italienischen Gericht zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Vier Tage nach dem Attentat hatte sich Johannes Paul II. in einer Radiobotschaft vom Krankenbett aus zum ersten Mal an die Öffentlichkeit gewandt.
Rätselraten um das Motiv
Es wurde immer wieder über das Motiv und mögliche Auftraggeber spekuliert. Als wahrscheinlich gilt nach wie vor die sogenannte "Bulgarische Spur". Demnach waren es Agenten aus Sofia, die auf Befehl Moskaus hin das Attentat eingefädelt hatten. Grund dafür sei der antikommunistische Kurs des Papstes gewesen, der die Machthaber im damaligen Ostblock herausgefordert hatte.