Doris Mendlewitsch über den Gedichtband "Die Erde spricht mit Gott"

200 Gedichte aus vielen Kulturen und Epochen zu Gott und Glaube

"Gedichte sind ein wichtiger Beitrag, um Gott in der Welt zu halten", sagt Doris Mendlewitsch im domradio.de Interview. Gemeinsam mit Hiltrud Herbst hat sie das Buch "Die Erde spricht mit Gott / 200 Gedichte aus vielen Epochen zu den großen und kleinen Fragen des Glaubens" herausgegeben.

Doris Mendlewitsch / © Johannes Schröer (DR)
Doris Mendlewitsch / © Johannes Schröer ( DR )

"Ein Gedicht kann viel wagen", sagt Mendlewitsch, "deswegen kommen ganz erstaunliche Geistesblitze zustande und man sagt sich; da wäre ich nie drauf gekommen – aber das stimmt, so kann man es auch sehen". Gedichte können die Wirklichkeit verwandeln. Sie können aus einem trägen Stein einen fliegenden Vogel machen. Wir sehen die Welt dann mit anderen Augen, wenn wir einem Gedicht zuhören und uns auf die Formulierungen der Lyriker einlassen. "Formulierungen wie: ´Dank sei Gott für diese getigerte Welt´. Das ist doch großartig", schwärmt die Herausgeberin Mendlewitsch, "wenn jemand damit ausdrücken will, dass die Welt mit all ihren Aspekten so schräg ist, auch."

Gedichte über Gott und Glauben aus allen Kulturen und Epochen

Ob Christen, Juden. Muslime, Buddhisten oder Atheisten. Dichter aller Kulturen und Epochen haben sich mit dem befasst, was die Welt im Innersten zusammenhält. "Wir wollten ein Buch zusammenstellen, was ganz verschiedene Aspekte des Glaubens oder auch des Unglaubens zusammenträgt", erklärt Mendlewitsch, "und die Poesie ist natürlich wunderbar dafür, weil sie sich auch Dinge traut, die man sich sonst nicht traut." Die 200 ausgewählten Gedichte zeugen von Humor, unerschütterlicher Überzeugung, nagendem Zweifel, wütender Klage und kecker Heausforderung.

Liebe und Gott - das sind große Themen der Poesie

´Einer ist da, (…) / Der mich schafft und meine Welt / Wer ist dieser Irgendwer? / Ist er ich? / und bin ich er?´, dichtet  Mascha Kaleko. "Für die Poesie ist Gott genau so ein großes Thema wie die Liebe", ist Mendlewitsch überzeugt", es geht um genau dieselben Sachen – um die Hitze der Beziehung, die Erloschenheit, die Enttäuschung, um tief empfundene Liebe, um die lange Durststrecke, um die Sehnsucht nach Beweisen". Gemeinsam mit Hiltrud Herbst sammelt Mendlewitsch schon seit Jahren Gedichte. Beide geben den Kalender "Fliegende Wörter" heraus. Und da fiel ihnen auf, dass die Suche nach Gott und Glauben immer wieder in den Gedichten auftaucht. Sie legten diese Gedichte zur Seite – und haben nun ein Buch daraus gemacht. "Die Erde spricht mit Gott" zeigt mit seinen 200 Gedichten beeindruckend, dass die großen und kleinen Fragen des Glaubens in allen Kulturen und Epochen lebendig sind.