Überlieferungen besagen, dass die Menschen zu Zeiten der Pest glaubten, die damals todbringende Krankheit beginne mit einem Niesen. Der Aberglaube führte dann dazu, dass man den Niesenden mit der Wunschformel ‚Gesundheit‘ vor dem möglichen Unheil bewahren wollte. Husten galt als weniger gefährlich.
Andere Länder, andere Wünsche
Andere sehen die Wunschformel in einem indoeuropäischen Glauben begründet: Der besagt nämlich, dass der Mensch eine Art Luft- oder Atemseele besitze, die beim Niesen aus dem Körper hinausgeschleudert werden könnte. Da das auf keinen Fall passieren darf, spricht man eine Zauberformel, die das verhindern soll.
Vor allem in den Vereinigten Staaten ist auch das deutsche "Gesundheit!" üblich. Der deutsche Segensspruch ist dort bereits seit 1933 belegt und findet seither, teilweise als Slapstick, bevorzugt auch in Comics, Cartoons und Animeserien Verwendung. Allerdings scheint der Ausruf "Gesundheit!" in der höheren amerikanischen Gesellschaft fast schon eine elitäre Stellung zu genießen. Der Ausspruch "Gesundheit" wird bei passender Gelegenheit in den USA als Zeichen von Niveau und Kultiviertheit verstanden.
In Österreich, wo traditionellerweise "Helf dir Gott!" gesagt wird, wird scherzhaft auch "zerreißen soll es dich (und deine Brieftasche soll mich treffen)" gesagt.
In Lateinamerika ergeht bei wiederholtem Niesen eine Kaskade von guten Wünschen: Die beginnt mit salud (Gesundheit) beim ersten, dinero (Geld) beim zweiten und amor (Liebe) beim dritten Mal. Und in Portugal hört man Santinhas, was so viel wie "Alle Heiligen mögen mit dir sein!" bedeuten soll.
Was sagt der Knigge?
Unter dem Stichwort ‚Gesundheit‘ ist im Knigge nachzulesen:
"Muss man selbst, oder aber eine andere Person in einem Raum niesen, ignoriert man dies als einen unerheblichen Zwischenfall. Dieser sollte nicht durch ein schallendes "Gesundheit!" zu einem Drama gesundheitlichen Verfalls verfremdet werden. Ein kurzes "Entschuldigung" des Niesenden ist ebenfalls angebracht, denn nicht selten zuckt der Eine oder Andere durch das laute ‚Hatschi‘ erschrocken zusammen."
Eine Zeit lang trugen diese Benimmregeln dem Rechnung und Anwesende begannen, das Niesen höflich zu übergehen. Nachdem das aber mehrheitlich als Ignoranz ausgelegt wurde, wünscht man heute üblicherweise dem Niesenden wieder wie früher "Gesundheit!".