Und lag damit völlig falsch.
Die Bienenweide sollte in unseren Vorgarten. Den haben wir in zwanzig Jahren nie schick und schön bekommen.
Was auch an den Vorbesitzern lag. Die waren in den 1980er Jahren die Bauherren und fanden es, wie so ziemlich alle Bauherren hier im Wohngebiet, schick, ihren Bauschutt im Vorgarten zu versenken.
Damit eine Bienenweide also wurzeln kann, mussten wir zuerst ausschachten und den alten Bauschutt entsorgen. Dann erst konnte der Blumensamen in die neu aufgefüllte Erde.
Zu dem Zeitpunkt im Herbst dachte ich: Ok, in diesem Fall kostet die Bienenweide zwar richtig Geld und viel Arbeit macht sie auch. Aber weil Corona uns den Urlaub gestohlen hat, konnten wir uns diese Ausgabe leisten und Zeit hatten wir ja auch genug.
Nur noch fleißig gießen und alles würde schick und schön werden.
Tja. Falsch gedacht. Schon wieder. Immer häufiger fanden wir tiefe Fußspuren in der eingesäten Erde. Mein Mann stellte freundliche Schilder auf. Frisch eingesät, bitte nicht betreten. An den Menschen- und Hundespuren änderte sich nichts.
Ein Zaun musste her. Zu einer Bienenweide passt kein Fertigzaun. So zog ich los, fragte in der Nachbarschaft nach Weidenschnitt und fing an, einen Weidenzaun um die frisch eingesäte Erde zu flechten. Eine Seite des Zauns schaffte ich, dann hatte ich alle Abfälle der Nachbarn verbraucht.
Halbfertig fror sich der Vorgarten durch den Winter.
Im Frühjahr sah ein Freund meines Mannes meinen Weidenzauntorso und befand: Das wäre Murks, das müsse ich neu machen. Zum Glück wusste er es wirklich besser und brachte zudem frische Weiden aus seinem Garten.
An Ostern stürmte und schneite es. Während ich auf bessere Zeiten - und die Weiden auf der Auffahrt - warteten, kam ich von einem Einkauf zurück und erschrak: Alle Weiden waren weg.
Der Nachbar lachte. Er hatte gesehen, wie die Müllabfuhr alles abräumte. Normalerweise muss der Grünschnitt für die Müllabfuhr penibel gebündelt sein. Tja, diesmal kam er trotzdem weg. Ganz und gar ungebündelt.
Der Freund meines Mannes lachte zum Glück auch und brachte neue Weiden aus seinem Garten.
Jetzt ist mir das Wetter egal, es stürmt und regnet, ich werde nass und friere und flechte. Als ich gerade fluchen will, sehe ich eine Hummel. Sie tummelt sich direkt vor mir in einer Kleeblüte. Wie wunderbar.