Sagt Schwester Lea Ackermann abends am Telefon. Ich stehe in der Küche und versuche einhändig ein Blech in den Ofen zu balancieren. Als mir es mir entgleitet, scheppert es laut.
Ungerührt liest Schwester Lea mir weiter aus ihrem Text zum 8. März, dem internationalen Weltfrauentag, vor.
Schon lange kenne ich Schwester Lea Ackermann. Schon in meiner Ausbildung habe ich die Gründerin von Solwodi kennen gelernt. Wobei Solwodi für Solidarity with Women in Distress, also für Solidarität mit Frauen in Not, steht.
Schwester Lea redete nicht nur. Sie handelte. Kämpferisch und klar.
Hatte keine Angst vor der brutalen Welt des internationalen Menschenhandels. Das Evangelium vor Augen tat sie, was zu tun war. In ganz Deutschland schlossen sich ihr andere Frauen an, oft Ordensfrauen. Sie gründeten Beratungsstellen, mieteten Schutzwohnungen, führten Prozesse und schützten in Not geratene Frauen und ihre Kinder.
Menschen, die sagen, was sie tun und tun was sie sagen! Solche Menschen sind, im Gegensatz zu all den Worten in der Welt, denen keine Taten folgen, einfach unfasslich wohltuend. Für mich sind die mindestens so erholsam, wie eine Stunde in der Frühlingssonne.
Eigentlich hatte mich Schwester Lea wegen ihres neuen Buches angerufen. „Das ist der Gipfel“ heißt es und es geht darum, wie wir werden, was wir sind. Es geht um Frauen und Männer und ums älter und alt werden.
Schwester Lea mag älter und vielleicht auch alt geworden sein. Das Kämpfen hat sie nicht verlernt.
Schwester Lea ist wütend. Sie ist wütend auf ihre Kirche, die viel zu wenig auf das schaue, was Jesus getan habe. Jesus habe Frauen und Männer gleich ernst genommen, schimpft sie. Die Frauen hätten den Auftrag Jesu die Botschaft zu verkündigen auch angenommen. Erst die Kirche habe Verkündigung zur Männersache gemacht.
Schwester Lea liest mir vor: „Wären wir Jesus tatsächlich gefolgt, wären alle Christinnen heute Vorreiterinnen für die Gleichberechtigung von Frau und Mann. Der 8. März wäre ein Feiertag der Christinnen!“
Der 8. März ein Feiertag für Christinnen! Darauf wäre ich nun wirklich nie gekommen, denke ich, als ich das Ofengemüse am Endes des Telefonates gerade noch vor dem Verbrennen rette.
Aber wer weiß, falls es wunderbarerweise doch so kommt, schlage ich den 8. März als Namenstag für die heilige Lea vor.