Wie Diakon Fleischmann zum Fahrer von Benedikt XVI. wurde

"Da blieben mir erst die Worte im Hals stecken"

Spontaner Deutschlandbesuch von Benedikt XVI.: Als Diakon Reiner Fleischmann erfuhr, dass er den Fahrdienst für den emeritierten Papst übernimmt, blieben ihm erst die Worte im Hals stecken. So nahe war er ihm noch nie. Eine große Ehre für ihn.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. fährt in einem Bus vor dem Dom St. Peter / © Armin Weigel (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. fährt in einem Bus vor dem Dom St. Peter / © Armin Weigel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind Notfallseelsorger und leiten den Fahrdienst der Malteser in der Region. Den emerierten Papst Benedikt XVI. zu fahren war dann wirklich kein Einsatz wie jeder andere, oder?

Diakon Reiner Fleischmann (Diözesanbeauftragter der Notfallseelsorge in Regensburg): Ich bin Notfallseelsorger, aber den Fahrdienst in dem Sinne leite ich nicht. Ich mache das ehrenamtlich. Für mich war das Besondere, dass der Anruf am Mittwochabend um halb neun kam von unserem Caritas-Direktor mit der Bitte, ob wir nicht in ganz kurzer Zeit einen Fahrdienst organisieren können für eine sehr wichtige Person.

Und wer ist diese wichtige Person? Als es dann hieß, dass es unser Papst emeritus ist, blieben mir erst die Worte im Hals stecken. Dann war ich natürlich freudig überrascht und sagte, dass ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen alles daran setzten würde, dass wir diesen Dienst auch durchführen können.

Es war dann wirklich eine Zusammenarbeit von vielen Diensten in unserer Diözese. Aber am Donnerstagmorgen stand der Transport, stand das Personal, und wir freuten uns, Papst em. Benedikt XVI. am Flughafen in München abholen zu können.

DOMRADIO.DE: Wie aufgeregt waren Sie?

Fleischmann: Sehr aufgeregt!

DOMRADIO.DE: Seit 38 Jahren bei den Maltesern und so nah waren sie dem Papst sicher noch nicht, oder?

Fleischmann: Also, so nah nicht. Ich war ja schon beim Weltjugendtag in Köln dabei. Und natürlich beim Papstbesuch in Deutschland, vor allem in Bayern, in Regensburg, Freising. Aber so nah, wie es dieses Mal war und vor allem über so lange Zeit, es waren letztlich fünf Tage, das war schon wirklich etwas sehr Besonderes.

DOMRADIO.DE: Eigentlich war es ja ein trauriger Anlass, wahrscheinlich auch ein Abschiednehmen unter Brüdern. Wie war Papst Benedikt denn so drauf?

Fleischmann: Der Papst war sehr erfreut, dass ihm diese Reise ermöglicht worden war und er sie durchführen konnte. Er war natürlich erstmal gut gelaunt, wieder in seine Heimat zu kommen. Aber es ist natürlich immer die andere Seite mitgeschwungen: Die schwere Erkrankung seines Bruders. Die Stunden, die sie miteinander verbringen konnten, das waren natürlich schöne Stunden, aber auch schwere Stunden.

DOMRADIO.DE: Sie haben ihn ja zum Bruder Georg immer hingefahren und auch dort wieder abgeholt. Wenn man so zusammen im Auto sitzt, dann ergeben sich sicher ein paar Gespräche, oder?

Fleischmann: Beim Fahren eher weniger, aber natürlich, als wir ihn ins Auto gebracht haben, da gab es schon den einen oder anderen Moment, in dem man kurz ins Gespräch gekommen ist. Ich weiß noch, als wir ihn das erste Mal beim Haus seines Bruders abgesetzt haben, habe ich zu ihm gesagt, dass es uns Malteser sehr freut, als Sanitätsgarde des Papstes, auch diesen Dienst übernehmen dürfen. Denn diesen Ehrentitel hat uns Benedikt 2006 verliehen. Sanitätsgarde des Papstes, das ist schon etwas Besonderes und für uns eine große Ehre.

DOMRADIO.DE: Wie hat er darauf reagiert?

Fleischmann: Er hat gestrahlt.

DOMRADIO.DE: Manchmal sagt so ein Ausdruck dann auch mehr als Worte. Gibt es denn eine kleine Anekdote, die Sie auf jeden Fall in Erinnerung behalten werden? Natürlich ist einiges vertraulich und soll auch privat unter Ihnen beiden bleiben. Aber Sie werden bestimmt den einen oder anderen Satz immer mit ihm verbinden.

Fleischmann: Ja, es gibt eigentlich zwei Dinge. Einmal, als wir wieder zu seinem Bruder gefahren sind, hat sich vor dem Haus ein kleiner Chor versammelt und die haben das Lied angestimmt "Wer glaubt, ist nie allein". Dieses Lied ist 2006 für seinen Papstbesuch geschrieben worden und wir haben das lautstark gesungen. In dem Moment habe ich den Papst emeritus aus dem Auto geschoben und er hat den Kopf gehoben und hat richtig zu lächeln begonnen als er dieses Lied gehört hat. Das war eine ganz schöne Erinnerung.

Das andere ist, jeden Abend, wenn wir uns verabschiedet haben, war der letzte Satz von ihm immer: "Sehen wir uns morgen wieder?" Und ich habe gesagt: "Natürlich, ich fahre Sie die ganze Zeit."


Papst Benedikt reist zurück in den Vatikan  / © Sven Hoppe (dpa)
Papst Benedikt reist zurück in den Vatikan / © Sven Hoppe ( dpa )

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (l) winkt aus einem Bus zu den Schaulustigen vor dem Wohnhaus seines Bruders / © Armin Weigel (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (l) winkt aus einem Bus zu den Schaulustigen vor dem Wohnhaus seines Bruders / © Armin Weigel ( dpa )
Quelle:
DR