Der Kölner Betroffenenrat bittet den Bundespräsidenten eindringlich, den Münchner Kardinal Marx nicht zu ehren. Hintergrund ist ein Fall aus dem Bistum Trier, der sich in den 1980er und 1990er Jahren ereignet haben soll.
Dabei soll eine Betroffene von ihrem vorgesetzten Pfarrer jahrelang sexuell missbraucht worden sein. Die Frau berichtet, dass der Priester sie mit Bemerken einer Schwangerschaft zur Abtreibung gezwungen habe.
Ihren Angaben zufolge hat sie dem damaligen Bischof von Trier, Marx, sowie später Bischof Ackermann in den 2000er Jahren ihren Fall dargelegt. Erst mit kirchenrechtlicher und später anwaltlicher Hilfe habe das Bistum Untersuchungen gegen den beschuldigten Täter eingeleitet.
Vertuschung durch Marx?
Der Kölner Betroffenenrat erklärt, Kardinal Marx, in seiner Funktion als Trierer Bischof, habe den Fall vertuschen wollen. Peter Bringmann-Henselder, Mitglied im Betroffenenrat, ergänzt: "Ebenso hat Kardinal Marx ein Gutachten hinsichtlich der Fälle sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freising-München, welches im Jahr 2010 veröffentlicht werden sollte, nach dem Vorzeigen sang- und klanglos im Tresor verschwinden lassen." In der Tat ist der Untersuchungsbericht von damals nach wie vor unter Verschluss, für diesen Sommer plant das Erzbistum München-Freising eine neue Studie zu veröffentlichen, die die Fälle sexualisierter Gewalt zwischen 1945 und 2019 dokumentieren soll.
"Eigentlich müssten alle ihr Verdienstkreuz zurückgeben"
Würde Kardinal Marx aufgrund der Vorfälle dennoch das Bundesverdienstkreuz erhalten, konstatiert Bringmann-Henselder, wären die jüngsten Verleihungen an die Vorreiter der Bekämpfung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche, Jesuitenpater Mertes und Matthias Katsch, absurd und wertlos. Bringmann-Henselder, selber Träger des Bundesverdienstkreuzes, würde als Konsequenz seine Auszeichnung rückwirkend ablehnen und empfiehlt, allen, "die für ihre Verdienste um die Opfer sexualisierter Gewalt bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen haben, dieses zurück(zu)geben".