DOMRADIO.DE: Sie hatten eine Corona-Infektion. Wie geht es Ihnen jetzt?
Carolin Hillenbrand (Politikwissenschaftlerin und Theologin, Exzellenzcluster "Religion und Politik" an der Universität Münster): Wesentlich besser. Ich bin seit Freitag aus der Quarantäne raus und inzwischen wieder negativ getestet. Jeden Tag geht es ein bisschen besser und bergauf. Aber ganz wiederhergestellt bin ich auf jeden Fall noch nicht.
DOMRADIO.DE: Sie sind noch nicht mal 30 Jahre alt, haben keine Vorerkrankungen und trotzdem hat Sie das Virus erwischt?
Hillenbrand: Da sieht man einfach, dass man es selbst nicht in der Hand hat. Es kann einen sehr hart treffen, wenn man zum Beispiel eine sehr hohe Virenlast abbekommt. Ich weiß bis heute nicht genau, wo ich mich angesteckt habe. Ich habe keinen Kontakt zu jemandem gehabt, der wissentlich Corona positiv war. Entweder habe ich mich bei jemandem angesteckt, der komplett symptomfrei war oder in der Bahn oder beim Einkaufen.
Leider hatte ich eine sehr hohe Virenlast. Deswegen hat es meinen Körper auch sehr umgehauen. Man weiß natürlich nicht, wie der Körper jeweils darauf reagiert. Mein Körper hatte und hat leider sehr lange mit dem Virus zu kämpfen.
DOMRADIO.DE: Sie hatten keinen leichten Verlauf. Sie waren sogar im Krankenhaus.
Hillenbrand: Tatsächlich. Sonntags hatte ich die ersten heftigen Symptome. Montags hat mich dann das Gesundheitsamt angerufen. Auch der ärztliche Bereitschaftsdienst hat mich angerufen und wollte meine Symptome wissen. Dann habe ich nochmal mit meinem Hausarzt telefoniert. Der Tenor war, dass ich doch besser ins Krankenhaus gehen sollte.
Von Montag bis Freitag war ich dann im Krankenhaus und wurde da rundum versorgt. Ich bin nach wie vor super dankbar. Was die Leute da auf den Corona-Stationen leisten, ist einfach unglaublich. Ich kann von meiner Seite aus nur ein großes Lob, hohe Wertschätzung und einen enormen Dank ausdrücken.
DOMRADIO.DE: Sie sind mit Ihrer Corona-Erkrankung ziemlich offensiv in den Sozialen Medien umgegangen. Warum haben Sie das gemacht?
Hillenbrand: Weil mir die Botschaft einfach so unglaublich wichtig ist. Wir sehen und erleben diese große, nächste Pandemie-Welle. Wir sind es alle leid. Wir wollen eigentlich alle unser normales Leben zurück. Und wir kennen eigentlich den Lösungsweg dahin, nämlich die Impfung.
Ich war ja doppelt geimpft. Aber ohne Impfung wäre es mir so viel schlechter gegangen. Dann hätte ich wahrscheinlich im Krankenhaus eine Etage tiefer auf der Intensivstation gelegen.
Weil ich mich um das Wohl aller Menschen in Deutschland sorge, möchte ich einfach nochmal daran appellieren, dass es auch für jeden persönlich in diesen heftigen Zeiten das Beste ist, sich impfen zu lassen, weil man eben nicht genau weiß, wie es einen treffen kann. Ich wünsche keinem, auf der Covid-Station oder Intensivstation zu landen.
Zudem müssen wir sehen. dass wir gesamtgesellschaftlich aus dem Ganzen herauskommen. Dafür ist die Impfung der Lösungsweg.
Ich würde mir wünschen, dass wir mehr zusammenhalten und dass wir gemeinsam aus dieser Pandemie herauskommen. Deutschland hat sie bislang eigentlich relativ gut überstanden. Wenn wir jetzt noch so viele Menschenleben verlieren und unserer Gesundheitssystem überlastet, weil andere, die vielleicht eine Betreuung brauchen, diese aber nicht mehr bekommen, dann liegt mir das am Herzen.
Diese Botschaft in die Welt zu bringen, war mir doch wichtiger als die Krankheit privat zu halten. Es war mir wichtig zu sagen, was Corona mit einem selbst macht und wie man damit umgehen kann.
DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt, dass es Ihnen jetzt besser geht. Haben Sie trotzdem Angst, wenn Sie von den täglichen neuen Infektionszahlen und von der neuen Variante aus Südafrika hören?
Hillenbrand: Richtig, das kommt ja noch hinzu. Die neue Virusvariante ist ja noch relativ unerforscht. Ich weiß auch nicht so genau, ob ich es jetzt trotz Immunisierung nochmal kriegen könnte. Aber es ist nochmal eine andere Mutante, eine andere Variation.
Ich habe große Angst. Mir ging es noch nie so schlecht in meinem Leben wie in den letzten Wochen. Ich möchte das auf keinen Fall nochmal durchmachen. Deswegen werde ich auch zur Vorsicht appellieren.
Wir müssen natürlich weltweit versuchen, das Virus möglichst schnell einzudämmen und uns möglichst schnell zu immunisieren, damit es nicht zu einer Dauerschleife kommt und zu diesen ständigen Mutationen.
Da gilt es meines Erachtens doch wieder zu versuchen, Kontakte zu beschränken. Wir sollten versuchen, die Adventstage als Stille, als Ruhezeit und als Vorbereitungszeit auf Weihnachten zu nutzen. Das ist vielleicht auch die Gelegenheit, diese Zeit nochmal anders zu erleben, damit wir doch hoffentlich bald wieder unser normales Leben zurückbekommen.
Das Interview führte Carsten Döpp.