Kirchen-Architektin Maria Schwarz mit 96 Jahren gestorben

Frankfurts Paulskirche und Kölner Gürzenich sind ihr Vermächtnis

Ihr Name ist fest mit dem ihres Mannes Rudolf Schwarz verbunden. Dabei ist die Architektin Maria Schwarz mit eigenen Werken aus seinem Schatten herausgetreten: der Frankfurter Paulskirche etwa und dem Kölner Gürzenich.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Frankfurter Paulskirche erstrahlt zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der UN-Menschenrechtskonvention in Blau / © Heike Lyding (epd)
Frankfurter Paulskirche erstrahlt zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der UN-Menschenrechtskonvention in Blau / © Heike Lyding ( epd )

Die Kölner Architektin Maria Schwarz ist tot. Sie starb bereits am Donnerstag mit 96 Jahren in Köln. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Sakralbauten, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Schwarz (1897-1961) schuf oder nach seinem Tod zu Ende führte. Allein im Erzbistum Köln war sie für sechs Neu- und sechs Wiederaufbauten verantwortlich. Sie waren dem Zweiten Vatikanischen Konzil um Jahrzehnte voraus.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts und verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten die Protagonisten der "Liturgischen Bewegung" auf ihrer spirituellen Sinnsuche neue Konzepte einer Gemeindekirche, in der sich das Kirchenvolk um den Altar gruppiert und gemeinsam feiert. Zu den bedeutendsten Vertretern dieser Bewegung gehörten die Architekten Rudolf Schwarz (1897-1961) und Dominikus Böhm (1880-1955), die wohl führenden Erneuerer des Kirchenbaus im Deutschland.

Im Glauben verwurzelt

Von "Wirkräumen des Heiligen" sprach Schwarz, von "Bildern des Ewigen", wenn er über seine eigenwilligen, innovativen Entwürfe dozierte: die eiförmigen, schiffsrumpfartigen, die T-förmigen und kastigen. Immer war sein Ziel eine "volle, bewusste und tätige" Teilnahme der Gemeinde an der Feier der Liturgie. Folgen konnte seiner mystischen, weihevollen Sprache nur, wer wie Schwarz selbst zutiefst im christlichen Glauben und seinen Symbolen verwurzelt war.

Eine wie Maria Lang. Geboren im Oktober 1921, studierte sie im Zweiten Weltkrieg Architektur in ihrer Heimatstadt Aachen. 1949 wechselte sie nach Köln, wo sie unter der Leitung von Schwarz an der Umsetzung des Generalplans für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt arbeitete. 1951 heiratete sie ihren fast 25 Jahre älteren Chef.

Wiederaufbau unter Kardinal Frings

Neue Werkstoffe, die zunächst als für Sakralbauten "unwürdig" angesehen wurden, ermöglichten in den Jahrzehnten vor und nach dem Krieg ein "Neues Bauen" in völlig neuen Gestaltungsformen. Erste avantgardistische Schöpfungen waren ein Schock - und spalteten nicht nur die Gläubigen, sondern auch die Kirchenleitung. In seiner Silvesterpredigt 1929 wetterte etwa der Münchener Kardinal Michael Faulhaber gegen den Bau von Kirchen, die auch "eine Sperrfestung im Tessinertal" sein könnten.

Der Kölner Kardinal Josef Frings wollte dagegen "die kirchliche Baukunst aus den Fesseln des Historismus lösen". Nach der Zerstörung Deutschlands im Zweiten Weltkrieg war die Stunde der einstigen Avantgarde gekommen: Allein im Erzbistum Köln wurden unter Frings zwischen 1950 und 1955 etwa 320 Kirchen neu oder wiederaufgebaut.

"Kirchenbau entschieden geprägt"

Im Ehepaar Schwarz fand Frings dafür geeignete Partner. Sie hoben jede bauliche Trennung zwischen Priester und Gottesdienstteilnehmern kompromisslos auf, ganz nach Rudolf Schwarz' Credo: Den "lebendigen Raum" müsse "die Gemeinde durch ihre Versammlung erschaffen". Nachweisbar ist bis zum Tod von Rudolf Schwarz 1961 Marias Mitwirkung an zehn Kirchenbauten. Für einige entwarf sie die Ausstattung; bei anderen war sie wesentlich am Entwurf und an der Durchführung beteiligt.

Der Name Maria Schwarz ist auch mit prominenten Bauten wie dem Kölner Gürzenich und der Frankfurter Paulskirche und ihrem Kampf um deren Erhalt verbunden. Nach dem Tod ihres Mannes vollendete Maria Schwarz zunächst auch seine noch geplanten Werke, darunter die Kirchen Sankt Bonifatius in Aachen und Sankt Ludger in Wuppertal-Vohwinkel. Nach der Liturgiereform im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) realisierte sie unter anderem Kirchturm- und Altarentwürfe.

1995 wurde Maria Schwarz als Lehrbeauftragte für das Fach Raumgestaltung und Sakralbau an die Technische Universität München berufen, wo sie bis 2008 blieb. Nun ist sie in hohem Alter in Köln gestorben. Diözesanbaumeister Martin Struck würdigte das Ehepaar. Rudolf und Maria Schwarz hätten mit ihrer "ganz neuen Schöpfung von Raumbildern" den Kirchenbau nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden geprägt.


Quelle:
KNA