Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine hat beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses der Stadt Köln im Maternushaus am Montagabend klare Worte gefunden. In seiner Ansprache habe er deutlich die deutschen Kardinäle in Rom kritisiert, insbesondere Gerhard Ludwig Müller, aber auch Kardinal Brandmüller, sagte DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen, der als Gast die Veranstaltung verfolgte.
Untragbar und diffamierend
In seiner Ansprache sagte Kleine: "Wenn ein römischer Kardinal die aufkommende Diskussion über Zölibat, kirchliche Sexualmoral und Priesterausbildung, die die von den Deutschen Bischöfen beauftrage Missbrauchsstudie ja explizit fordert, als "Missbrauch des Missbrauchs" geißelt, halte ich das - nicht zuletzt auch den Missbrauchsopfern gegenüber - für untragbar; und wenn ein anderer Kardinal in Rom behauptet, ein Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität sei statistisch erwiesen, handelt es sich um eine bösartige Diffamierung Homosexueller, um vom eigentlichen Skandal abzulenken."
Opfer ernst nehmen
Weiter betonte der Stadtdechant in seiner Rede: "Jeder Missbrauch ist ein Verbrechen und muss auch so benannt werden und mit allen strafrechtlichen und kirchenrechtlichen Mitteln verfolgt und geahndet werden." Außerdem wünsche er sich, dass Täter als solche klar benannt und im Rahmen des Möglichen bestraft werden, und die Opfer zugleich als solche ernstgenommen und in guter Weise begleitet werden.
Gegen Machtmissbrauch
Der Vorsitzende des Katholikenausschusses, Gregor Stiels, betonte, dass die katholische Kirche Haltung zeige und sich für die christlichen Positionen in der Stadt Köln einsetze. Mit Blick auf die Missbrauchsdebatte mahnte er, dass Macht auch in der Kirche geteilt und kontrolliert werden müsse und auf keinen Fall missbraucht werden dürfe.
Humanitäre Hilfe schneller bereit stellen
Beim Dreikönigsempfang, zu dem der Katholikenausschuss einlädt, treffen gewählten Laien, Kölner Kleriker und Vertreter aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der Stadt zusammen. Rund 200 Gäste waren so am Montagabend im Maternushaus zusammengekommen. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach zu den Gästen. Humanitäre Hilfe müsse schneller und unbürokratischer zur Verfügung gestellt werden, sagte Reker.
Islamkonferenz in Köln
Als Vorsitzende des Rates der Religionen kritisierte sie die Islamkonferenz der Ditib Anfang Januar in Köln. Es könne nicht sein, dass in der neu errichteten Moschee eine Islamkonferenz unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfinde. Sie bitte die katholischen Vertreter mitzuhelfen, den Dialog der Religionen weiter voranzutreiben.
Stadtdechant Kleine bedauerte, dass die Ditib als Trägerin der Moschee in Köln Ehrenfeld die Chance vertan habe, die Einweihung als großes Fest für die muslimischen Gläubigen sowie alle Kölnerinnen und Kölner zu begehen.
Interreligiöser Dialog
Kleine hätte es begrüßt, wenn die Oberbürgermeisterin und die Mitglieder des Beirats den Moscheeneubau als Ausdruck der im Grundgesetz verankerten Religionsfreiheit hätten würdigen und zugleich den Träger an die Grundsätze der Demokratie hätten erinnern können. Er wünsche sich für 2019, dass es gelinge, Vertrauen im Interreligiösen Dialog wieder aufzubauen und zugleich weiterhin kritisch einzelne Organisationen zu begleiten.