DOMRADIO.DE: Sie wissen seit einer Weile, dass Sie den Predigtpreis gewonnen haben. Wie fühlen Sie sich?
Regina Laudage-Kleeberg (Münsteraner Religionswissenschaftlerin, Leiterin der Abteilung Kinder, Jugend und Junge Erwachsene im Bischöflichen Generalvikariat Essen): Das ist immer noch eine große Sache, ehrlich gesagt. Ich bin vor ein paar Monaten nominiert worden, und allein das war schon eine ziemlich große Sache. Dass ich jetzt tatsächlich diesen Preis bekomme - wow, das ist toll.
DOMRADIO.DE: Das Thema der Predigt, mit der Sie gewonnen haben, ist "Durchhalten". Wie kamen Sie darauf? Erzählen Sie mal..
Laudage-Kleeberg: Ich habe die Predigt in einem Gottesdienst an unserem Hochzeitstag gehalten. In diesem Gottesdienst darf die Predigerin, der Prediger das Thema selbst aussuchen. Ich schaute auf das Datum und dachte, wir sollten übers Durchhalten sprechen. Das ist ideal für Hochzeitstage.
DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie doch aber erst seit fünf Jahren verheiratet. Muss man da schon ans Durchhalten denken?
Laudage-Kleeberg: Ich finde, man muss in Ehen immer ans Durchhalten denken. Ich weiß nicht, wie das in anderer Leute Beziehungen ist. Aber wir merken - mit aller Liebe zueinander - dass das in der Ehe zu verbleiben, heutzutage gar nicht so einfach ist, weil es unglaublich viele Optionen gibt. Damit meine ich nicht, dass es viele verschiedene Partner gibt, sondern wir haben einfach viele berufliche, spannende Erlebnisse. Wir können uns in vielerlei Hinsicht selbst verwirklichen. Da den anderen im Blick zu behalten und nicht einfach die Segel zu streichen, ist ein großes Thema.
DOMRADIO.DE: Vom eigenen Alltagsleben auf christliche Fragestellungen zu kommen - ist das Ihre Arbeitsweise?
Laudage-Kleeberg: Ja, ganz stark. So würde ich es immer machen. Ich glaube ganz fest daran, dass Gott und der Glaube tief in unserem Alltag verwurzelt sind und überall vorkommen. Man muss nur die Augen aufhalten.
DOMRADIO.DE: Man hört Sie auch regelmäßig in "Kirche im WDR". Was greifen Sie da thematisch auf - haben Sie ein paar Beispiele?
Laudage-Kleeberg: Da mache ich das auch so. Ich habe ein paar Lebensthemen: Tod und Trauer ist so ein Lebensthema. Das kommt immer wieder vor, weil ich das Gefühl habe, dass das für viele Leute auch ein großes Thema ist, aber eben nicht so richtig ins Wort gebracht wird. Und das andere, was ich viel mache, sind Alltagsbeobachtungen, die ich mit Gott verknüpfe. Ich fahre zum Beispiel viel Bahn. Ich pendle von Münster nach Essen. Da erlebe ich alle möglichen Dinge. Ich habe zum Beispiel schon mal etwas zur Notbremse gemacht.
DOMRADIO.DE: Was braucht eine gute Predigt in Ihren Augen?
Laudage-Kleeberg: Ich glaube Lebensnähe. Wenn ich es rein fachlich anschaue, möchte ich in einer guten Predigt etwas Neues von Gott verstehen. Ich möchte in irgendeiner Weise einen neuen Impulse bekommen, der mir in meinem Glauben und meinem Leben mit Gott weiterhilft. Aber ehrlich gesagt möchte ich auch immer etwas für mich selbst und für mein Leben verstehen. Ganz profan.
DOMRADIO.DE: Gelingt Ihnen das, denn Sie geben dabei ja auch immer viel von sich preis, oder? Es ist eine relativ intime Sache.
Laudage-Kleeberg: Ja, das ist so. Und ich glaube, das tun viele Prediger nicht. Ich würde auch sagen, das ist eine Schwäche bei Predigten. Aber je persönlicher man redet, desto eher wird man angegriffen. Leute sagen, es sei zu persönlich oder man dränge sich auf. Je weniger Persönlichkeit man reinbringt, desto sicherer kann man sich fühlen. Aber ich glaube, Prediger sollten sich nicht sicher fühlen, sondern sich als Vorbild im Glauben oder Zweifel anbieten.
Das Interview führte Verena Tröster.