Die nach und nach in einer Online-Edition veröffentlichten Tagebücher Kardinal Michael von Faulhabers, des früheren Erzbischofs von München und Freising, sind weiter ergänzt worden. Ab sofort steht unter www.faulhaber-edition.de auch der Jahrgang 1937 zur Lektüre bereit, wie das mit der Herausgabe betraute Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und das Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte der Universität Münster am Mittwoch mitteilten. Das Projekt läuft seit 2015.
Das Tagebuch 1937 zeige einen emotional zerrissenen Kirchenmann, heißt es in der Mitteilung. Nach seiner mehrstündigen Unterredung mit Adolf Hitler Anfang November 1936 auf dem Obersalzberg keimte bei Faulhaber demnach die Zuversicht, durch regelmäßigen und persönlichen Kontakt mit dem NS-Staatsoberhaupt Differenzen im Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in Zukunft gütlich beilegen zu können. Dem Wunsch Hitlers, in Absprache mit seinen Bischofskollegen ein Rundschreiben gegen den Bolschewismus zu verfassen, sei er nachgekommen. Auch habe ihn Hitlers Rede zum Jahrestag der Machtübernahme "tief ergriffen".
Berichte aus der Zeit der Nationalsozialisten
Doch der NS-Staat forcierte den Kampf gegen den Katholizismus, wie es weiter heißt. Die Nationalsozialisten attackierten demzufolge die Ordensschulen und schufen die Bekenntnisschule ab, sie schränkten die Verbreitung bischöflicher Verlautbarungen ein, erließen Kanzelverbote und verhafteten offen regimekritische Priester wie den Jesuitenpater Rupert Mayer. Die Sittlichkeitsprozesse hätten selbst "gute Katholiken schwankend" gemacht, so Faulhaber, und es seien "Sterilisierungen am laufenden Band" erfolgt.
Am 27. Februar 1937 vertraute der Kardinal seinem Tagebuch an: "Ein Tag trauriger als der andere" und "der Kopf so schwer und was man sieht, es ist alles umsonst". Trotzdem sei er weiter davon überzeugt gewesen, dass Hitler "gutgläubig" sei und "keine Vernichtung der Kirche" wolle. Umso belastender musste er den Auftrag von Papst Pius XI. empfinden, ein Rundschreiben zu entwerfen, in dem vor allem die antikirchliche Politik des NS-Staates scharf attackiert werden sollte. Aus Faulhabers Entwurf ging die Enzyklika "Mit brennender Sorge" hervor, die am 21. März 1937 auf den Kanzeln im Deutschen Reich verlesen wurde.