Nach den Missbrauchsfällen von Münster fordert der Opferhilfeverein Weißer Ring mehr Schutz für Kinder: "Eine präventive Wirkung geht von höheren Strafandrohungen meist nicht aus", sagte der Bundesvorsitzende des Weißen Rings, Jörg Ziercke, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag).
"Deshalb muss die Politik der Prävention von Kindesmissbrauch eine viel höhere Aufmerksamkeit widmen".
Mehr Personal
Notwendig wären konkrete Maßnahmen zur personellen Verstärkung von Justiz und Polizei auf Landesebene. "Die Politik müsste in jedem Bundesland eine Landeszentralstelle Kindeswohl einrichten", schlägt Ziercke vor. "Dort sollte psychologisch geschultes Personal Informationen über Kindesgefährdungen entgegennehmen und ein Team von Mitarbeitern der Gesundheitsämter, von Kinderärzten, Therapieexperten, Staatsanwälten und Kriminalbeamten diese Informationen bewerten."
Der frühere BKA-Chef sieht zudem Nachholbedarf in Jugendämter und Kindertagesstätten. "Wir benötigen besser ausgebildetes Personal", sagte Ziercke. "Und wir müssen diesen Menschen durch bessere Bezahlung einen höheren Anreiz schaffen, in diesen Einrichtungen beruflich tätig zu werden."
Facebook und Co in die Pflicht nehmen
Der Weiße Ring fordert zudem, Betreiber sozialer Netzwerke im Internet zu verpflichten, Erkenntnisse über Kindesmissbrauch zur Anzeige zu bringen. "Der Weiße Ring schaut sehr kritisch auf die Entwicklung im Internet, wo sich an vielen Stellen rechtsfreie Räume zu entwickeln scheinen", sagte Ziercke.
Hintergrund für die aktuelle Diskussion sind Fälle schweren sexuellen Missbrauchs mehrerer Kinder in Münster, der am Wochenende bekannt wurde. Der 27-jährige Hauptverdächtige war wegen Kinderpornografie-Besitzes zweifach vorbestraft - allerdings nur auf Bewährung. Am Freitag kündigte das Bundesjustizministerium an, zügig einen Gesetzentwurf zu höheren Strafen für Missbrauchstäter vorzulegen.