"Außerdem war es eine der wenigen Möglichkeiten für die Weltkirche, katholische Einblicke in die DDR zu bekommen", sagte der Untersekretär der vatikanischen Bildungs-Kongregation am Freitag in Erfurt. "Erfurt leistete und leistet Großes für die Weltkirche." Er beobachte an der dortigen Fakultät weniger "Strukturkonservatismus" als anderswo. "Es gibt eine größere und geradezu vorbildliche Freiheit in der Wahrnehmung von Entwicklungen."
Das 1952 gegründete "Philosophisch-Theologischen Studium" Erfurt war die einzige katholische akademische Ausbildungsstätte in der DDR. Ende 2002 schlossen der Vatikan und der Freistaat Thüringen einen Vertrag, der die Eingliederung der Fakultät in die staatliche Universität Erfurt 2003 festschrieb. Bis heute ist es die einzige Katholisch-Theologische Fakultät in Ostdeutschland.
Theologie als "Aufbruch im Dialog"
Bechina rief die Hochschultheologie auf, sich stärker zu öffnen: "Die Fakultäten müssen neu hinausgehen und wieder den Auftrag der Evangelisierung, der Mission als ihr Eigenes erkennen." Gerade auch in Deutschland müsse man sich bewusst machen, dass sich die Theologie inzwischen in einer wissenschaftlichen Randlage befinde. Nicht zuletzt deshalb sei es für die Theologie wichtig, sich mit anderen Wissenschaften zu vernetzen.
Der Vatikan-Vertreter mahnte, dass die Theologie einen "Aufbruch im Dialog" mit anderen wissenschaftlichen Fachrichtungen wage müsse. "Das bedeutet auch die Anerkennung einer Vielfalt", so Bechina. Konflikte, die sich aus einer zunehmenden Pluralität ergäben, dürfe man nicht leugnen, sondern müsse sich damit konstruktiv auseinandersetzen. Aufgaben der Theologie sei es, "Grenzen aufzuzeigen, etwa im moralischen Bereich, aber auch über Grenzen hinauszuweisen".
Bechina äußerte sich bei einer Tagung zum 65. Geburtstag des Fundamentaltheologen Michael Gabel. Von 2011 bis 2017 stand er der Katholisch-Theologischen Fakultät in Erfurt als Dekan vor. Bechina würdigte Gabel als einen Theologen, der sich nicht nur intensiv der Wissenschaft gewidmet habe, sondern zugleich in beeindruckender Weise als Seelsorger wirke, unter anderem seit 25 Jahren in der Pfarrgemeinde Ichtershausen.