Puppendoktor repariert "geköpfte" Marienfigur kostenlos

"Es hat mir so leid getan"

Der abgeschlagene Kopf einer Marienfigur in einer Kirche in Straubing hat weit über die katholische Gemeinde in Bayern Empörung ausgelöst. Puppendoktor Marcel Offermann hatte Mitleid mit der Statue und restauriert sie jetzt ehrenamtlich.

Blick durch das Fenster eines "Puppendoktors" / © Johnny Be Good (shutterstock)
Blick durch das Fenster eines "Puppendoktors" / © Johnny Be Good ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was ist das genau für eine Statue, um die Sie sich jetzt kümmern?

Marcel Offermann (Puppendoktor aus Neuss): Das ist eine 1,70 Meter hohe Madonnenstatue der Muttergottes, wie man sie kennt, aus klassisch gebranntem oder halb gebranntem Material, die ihre Hände zum Gebet faltet und als sakrale Figur im Kircheninnenraum steht. Zu dem Zeitpunkt als sie beschädigt wurde, ist sie als Leihgabe in der Jesuitenkirche in Straubing gewesen. Originär stammt sie aus der katholischen Pfarrei Sankt Josef.

Ich habe das in den Medien gelesen. Es hat mir so leid getan. Da das unsere Haus- und Hofarbeit ist, sakrale Figuren und Krippenfiguren zu restaurieren, habe ich gedacht, ich befreie die sterbende Madonna mal vom Schicksal Maria Stuarts und versetze sie wieder in den ursprünglichen Zustand.

DOMRADIO.DE: Sie haben gerade "halb gebrannt" gesagt. Ist die Statue aus Holz?

Offermann: Nein, das ist eine Art Gussmaterial, eine Art Gipsmasse, die das Fundament darstellt, also gegossenes Material. Nach außen hin ergeben sich erst die Grundierungsbrände oder Farbbrände. Alles andere wäre zu aufwendig. Vollporzellan, zum Beispiel, ist ein Material, was komplett gebrannt ist. Das wird aber eigentlich recht selten bei derartigen Figuren so verwendet.

DOMRADIO.DE: Sie sind Puppendoktor, seit 20 Jahren mit eigener Klinik. Ob Puppen oder Statuen gebrannt sind, gibt es denn wirklich so einen großen Unterschied?

Offermann: Die Herangehensweise unterscheidet sich schon ein wenig. Die meisten Krippenfiguren gibt es entweder aus Holz oder aus Ton, was dann tatsächlich gebranntes Material ist. Dazwischen findet man relativ wenig. Das sind beides dankbare Materialien für mich als Restaurator.

Aber die Madonna leidet natürlich unter dem gleichen Phänomen, unter dem alle Figuren leiden, die in Kircheninnenräumen stehen. Es ist bekanntermaßen nie gut geheizt, relativ klamm, wie der Rheinländer sagt. Diese Feuchtigkeit ist mit den Jahren ins Material eingezogen. Das hat auch dazu geführt, dass die Beschädigung, wenn die Madonna dann fällt oder ihr der Kopf abgetrennt wird, wie in diesem Fall, so einen Grad an Schwere erreicht, weil das Material innendrin ohnehin schon porös oder vorgeschädigt ist. Das muss man bei der Restaurierung berücksichtigen.

DOMRADIO.DE: Wie werden Sie bei der Restaurierung der Madonna vorgehen?

Offermann: Wir werden die Madonna in jedem Fall vor Weihnachten noch abholen und ich denke, dass wir sie unmittelbar nach Karneval fertiggestellt haben werden. Wir werden die Madonna auch in einem entsprechenden Rahmen abholen, es ist ja nicht damit erledigt, dass man sie in einem LKW hinten auf die Ladefläche knallt. Das sollte schon ein wenig würdevoller geschehen.

Die Restaurierung selber erfolgt, grob erklärt, von innen nach außen. Das heißt, zunächst muss man schauen, dass man genügend Stabilität schafft und Material an die Bruchstellen schafft, damit der Kopf wieder gerade hält. Der wird ja nicht mit Klebstoff angeklebt, sondern wir werden ein artverwandtes Material verwenden, damit nachher auch genügend Stabilität an der Bruchstelle herrscht. Wahrscheinlich werden auch Metallstifte zum Einsatz kommen, die entsprechende Stabilität schaffen.

Und dann, ganz zum Schluss, geht man im Grunde genommen erst an die Feinheiten. Dann kommen erst die Farbgebungen und die Konturen zum Beispiel des Gewandes, des Schleiers und des Gesichtes. Die werden dann eingearbeit.

DOMRADIO.DE: Das klingt nach richtig viel Arbeit. Sie arbeiten bis nach Karneval daran und das machen Sie ehrenamtlich. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Offermann: Ich komme ja nun selber aus einem "unheilbar katholischen Haushalt", so möchte ich es mal formulieren. Ich war lange Jahre selber Messdiener unter Kardinal Woelki, der seiner Zeit bei uns in Sankt Marien noch Kaplan war, und habe schon eine extrem hohe Affinität zur katholischen Kirche. Und als ich das sah, hat mich das schon ein bisschen auf der ideellen Ebene gepackt. Dann ist es vielleicht auch ein Stück weit Ehrensache, dass man sagt: Das macht man hier.

Monsignore Hoffmann, der Heimatpfarrer der Gemeinde der Madonna konnte sein Glück kaum glauben. Er hatte mit mehreren tausend Euro gerechnet. Die hatten schon beim Dombaumeister in Regensburg angefragt. Als ich dann anbot, das kostenlos zu machen, war er natürlich sehr erfreut.

Das Interview führte Heike Sicconi


Eine verhüllte Marienfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Eine verhüllte Marienfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR