Symptome dafür seien der Geburtenrückgang und der Mangel an Arbeitsplätzen, die für eine "europäische Müdigkeit" verantwortlich seien, so Franziskus. Dabei kritisierte er auch eine rigide Migrationspolitik.
"Europa ist aus zahllosen Einwanderungen entstanden", sagte er. "Jetzt sehe ich, dass es sich einschließt." Es treffe zu, dass Migration mit Gefahren verbunden sei; aber die Lösung heiße Integration.
Die Aufnahme von Zuwanderern und deren Eingliederung müssten miteinander einhergehen. "Aufnehmen ohne integrieren ist nicht gut", sagte der Papst wörtlich. Er selbst verwies auf die Familien, die er im April von der griechischen Insel Lesbos persönlich nach Rom mitgenommen hatte. Die Kinder sprächen inzwischen Italienisch "wie ihre Muttersprache" und hätten italienische Freunde. Die Erwachsenen täten sich schwerer, fänden aber auch ihren Weg in die Arbeitswelt.
"Reden mit Brüdern"
Franziskus warnte zudem vor Fundamentalismus. Man dürfe keine Angst haben, miteinander "wie mit Brüdern" zu reden, sagte er laut der Vatikanzeitung. Theologische Diskussionen seien dabei die Sache von Theologen; "unsere ist die Freundschaft mit Leuten, die nicht so fundamentalistisch sind".
Fundamentalismus sei "der Feind des Dialogs", sagte Franziskus. Solche "mehr oder weniger kleinen Gruppen" gebe es in allen Religionen, auch unter Katholiken. Dagegen tue es gut, Freundschaften zu schließen, sagte der Papst seinen jüdischen Gesprächspartnern. "Ich bete für euch und die Muslime, und ich weiß, dass viele von euch und viele Muslime für mich beten", so Franziskus.
Für gute Verbundenheit zwischen Christen und Juden
Mit Blick auf die jüdisch-katholischen Beziehungen sagte der Papst, die "gute Verbundenheit" beider Religionen sei essenziell. "Man kann das Christentum nicht ohne seine jüdischen Wurzeln verstehen. Aus diesem Grund kann das Christentum nicht antisemitisch sein», sagte er. Die Delegation des Jüdischen Weltkongresses war mit ihrem Präsidenten Ronald Lauder am Montag zu einem längeren Austausch bei Franziskus in dessen Residenz Santa Marta.