Nach den Worten von Schwester Susanne Schneider von den "Ordensfrauen für Menschenwürde" haben die Einschränkungen bei Gottesdiensten in der Corona-Pandemie Änderungsbedarf in der Kirche offenbart. Man habe sich bei der alternativen Gestaltung von Gottesdiensten auf ein Abenteuer eingelassen, sagte Schneider in einem am Montag veröffentlichten Interview des Portals katholisch.de.
Hintergrund ist das Schreiben "Fülle in der verordneten Leere - Reflexionen über Ostererfahrungen während der Corona-Krise 2020". Darin seien Erfahrungen zusammengetragen worden, was auch anderen eine Hilfe sein könnte, "wenn wir zu Papier bringen, wie es uns damit ergangen ist beispielsweise, am Hochfest Ostern einen Wortgottesdienst zu feiern", erklärte Schneider.
Eucharestiefeier zu exklusiv
"Von vielen haben wir die Rückmeldung bekommen: !Ihr formuliert das, was ich irgendwie gespürt habe, aber bisher nicht in Worte fassen konnte.' Wir wollen uns damit auch gegenseitig den Rücken stärken und einen Vorstoß machen, weil einiges in der Kirche geändert werden muss", betonte Schneider.
So seien die Ordensfrauen der Überzeugung, dass eine Eucharistiefeier "eine gemeinsame Mahlfeier der Versammlung mit einem Priester ist und kein exklusives Geschehen". Oft habe es den Eindruck gegeben, "dass der Gedanke des Priesters als Stellvertreter Christi mehr im Mittelpunkt steht und der Gedanke der Communio fast vergessen wird".
Frauen abhängig von Amtsträger
Darüber hinaus sei klar geworden, wie abhängig Frauen im Fall von Gottesdiensten von einem geweihten Amtsträger seien. "Diese Abhängigkeit nimmt uns die Würde. Hinter dem Amtspriestertum ausschließlich für geweihte Männer machen wir inzwischen ein großes Fragezeichen", betonte Schneider.
Auf die Frage, ob Ordensfrauen häufiger Eucharistie feiern würden, wenn jemand aus deren Mitte der Feier vorstehen könnte und kein Priester von außen dazukommen müsste, antwortete Schneider: "Nicht häufiger, aber mit mehr Gemeinschaft, weil das dann eine von uns machen würde. Wir befürworten die Priesterinnenweihe von Frauen generell, nicht nur die von Ordensfrauen." Das Amt müsse reformiert werden. "Dass der wichtige Dienst - der Vorsitz einer Eucharistiefeier - nicht nur bei uns, sondern auch zum Beispiel am Amazonas an männliche Kleriker gebunden ist, leuchtet uns nicht ein."