Am Anfang war ein Artikel in der Kölner Kirchenzeitung – über Christian Weingarten, den neuen Umweltbeauftragten des Erzbistums Köln und sein Ansinnen, kirchliche Gebäude schrittweise auf erneuerbare Energien umzurüsten. "Das wäre auch was für uns!", dachte Ernst Georg Fiege. Als geschäftsführender Kirchenvorstand von Sankt Peter in Zülpich brachte er die Idee ins Gremium ein und holte auch den leitenden Pfarrer Guido Zimmermann mit ins Boot. Der war sofort begeistert. "Unsere Umwelt zu erhalten ist für mich Christenpflicht. Und eine Photovoltaik-Anlage über Sankt Peter wäre ein guter Anfang."
So luden Fiege und seine Vorstandskollegen den Kölner Umweltbeauftragten nach Zülpich ein, um gemeinsam mit ihm die Pfarrkirche Sankt Peter im Herzen der Stadt zur künftigen Solaranlagen-Trägerin zu bestimmen: Das Dach des 1955 neu erbauten Gotteshauses ist so schwach geneigt, dass es von unten fast wie ein Flachdach anmutet – ideal für eine dezente Photovoltaik-Anlage.
Im nächsten Schritt wandten sich die Gemeindevertreter an das ortsansässige Photovoltaik-Unternehmen Priogo, das bereits für die Eifeler Pfarrgemeinde Marmagen im Bistum Aachen ein komplexes Energiekonzept mit Solarstromanlagen und Stromspeicher umgesetzt hat. Etwa ein Jahr lang entwickelten die Energie-Experten mit den Zülpicher Katholiken einen Solar-Plan und sicherten sich in Fragen sowohl des Brandschutzes als auch der Statik ab. Und weil Sankt Peter denkmalgeschützt ist, planten sie explizit so, dass die Solarpanelen auf der Kirche optisch möglichst wenig in Erscheinung treten sollen.
"All-Black-Module" stören Gesamtbild nicht
Damit sich Vertreter der kommunalen Denkmalbehörde und der des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) davon ein genaueres Bild machen konnten, hat Thomas Keßeler von Priogo mit seinen Mitarbeitern schon einmal zur Probe Solarmodule auf dem Kirchendach verlegt. "Wir planen mit Spezialmodulen, so genannten All-Black-Modulen", erklärt der Fachmann. Diese All-Black-Module haben anstelle silberfarbener schwarze Ränder und außerdem matt-schwarze Oberflächen, die nicht spiegeln; so stechen sie deutlich weniger ins Auge als konventionelle Solarzellen an Einzelhäusern oder Gewerbehallen. Vom Aussichtsturm der benachbarten historischen Burg und einem weiter entfernten, etwas höher gelegenen Parkplatz aus gesehen dürfte die geplante Photovoltaik-Anlage also das Erscheinungsbild der Kirche und ihrer Umgebung kaum stören; von unten würde sie so gut wie unsichtbar sein.
Unsichtbar, aber alles andere als uneffektiv: Nach den Berechnungen der Firma würden die sechs Modulfelder auf dem Dach über die Hälfte des Stromverbrauchs der Kirche liefern und gleichzeitig 23,4 Tonnen CO-2 pro Jahr einsparen. "Ich sehe ein enormes Potenzial bei kirchlichen Bauten", sagt Thomas Keßeler. "Bei Solaranlagen steigt Wirtschaftlichkeit mit dem Eigenanteil am verbrauchten Strom. Das macht sie gerade für Kindergärten und Seniorenheime oder auch Pfarrheime attraktiv." Auch für die Kirche Sankt Peter sieht er eine Rendite von immerhin 3,3 Prozent voraus – und damit eine Finanzierungsperspektive.
Denn die Eigenmittel der Gemeinde sind durch frühere Baumaßnahmen so gut wie erschöpft, sagt Ernst Georg Fiege. Mit dem Überschuss aus dem künftig selbst erzeugten und ins Netz eingespeisten Solarstrom aber ließe sich in gut 15 Jahren ein Darlehen des Erzbistums refinanzieren: Die Investitionskosten von rund 55.000 Euro würden sich also in überschaubarer Zeit amortisieren. Eine Investition in die Zukunft - davon ist Fiege überzeugt. „Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. Und deshalb müssen wir jetzt handeln und als Kirchengemeinde vorausmarschieren“. Dazu fehlt jetzt nur noch das "Ja" der Denkmalschützer. Dass es bald kommt – Ernst Georg Fiege glaubt fest daran.