Henriette Reker (Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, parteilos): Köln setzt ein Zeichen - für Toleranz, für Respekt und Vielfalt. Das ist auch gut so. Hoffentlich bleibt es weiterhin ein friedliches Zeichen, denn, dass wir friedlich miteinander umgehen und gewaltfrei sind, gehört ja auch dazu.
Elfi Scho-Antwerpes (erste Stellvertreterin der Kölner Oberbürgermeisterin, SPD): Wir sind in einer Stadt, die traditionell für Freiheit, Gerechtigkeit und Weltoffenheit steht. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle zusammenstehen und denen von Gegenüber zeigen, dass wir ganz viele sind und die anderen die Minderheit sind. Ihr gehört mit eurer Gesinnung nicht nach Köln und nirgendwo hin.
Ich denke, es ist ganz wichtig, dass wir mehr politische Bildung bekommen. Die ist in den letzten Jahren zurückgedrängt worden. Wir müssen junge Menschen frühzeitig über eine Zeit, die wir schon einmal hatten, aufklären. Meine Mutter ist 98 Jahre alt und sagt mir stets: "Wehret den Anfängen. Passt auf, das hatten wir schon einmal." Sie weiß, wovon sie spricht.
Dass die Kirchen sich positionieren ist großartig und sehr innovativ. Das ist die Vielfalt der Kölner Gesellschaft, die sich auch darin zeigt, dass wir im richtigen Moment zusammenstehen und ein deutliches Signal gegen Rechts zeigen. Wir wollen den Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus ein Zeichen der Liebe senden, so wie Kardinal Woelki das sehr deutlich und beachtenswert gesagt hat. Das ist unser Motto: Die Liebe unter den Menschen und jeden zu respektieren und zu akzeptieren, so wie er ist.
Cem Özdemir (Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen):
Ich finde es großartig, dass sich hier so viele Menschen versammelt haben. Was uns verbindet ist: Wir stehen zum Menschenbild unseres Grundgesetzes. Deutschland ist ein großartiges Land. Natürlich haben wir Probleme. Aber wir lösen diese Probleme im Gespräch, wir lösen sie, indem wir anpacken, nicht, indem wir Menschen zur Zielscheibe machen, wie es die AfD macht. Es gibt die einen, die glauben: Zurück zum Nationalstaat ist das Richtige: Das sind die LePens, das sind die Orbans, das sind die Putins, das sind die Erdogans, und dazu gehört auch die AfD. Und es gibt die anderen - das sind wir - die glauben, dass man zusammenarbeiten muss.
Natürlich gehören die Wähler der AfD zu dieser Gesellschaft. Und die wollen wir auch zurückgewinnen. Das heißt auch für uns, dass wir unsere Ohren öffnen müssen, zuhören müssen. Man kann über alles diskutieren - nur Hass, Gewalt und Aggression gehen nicht.
Genau so soll es sein, dass die Religionen bei allen Unterschieden, die sie haben, zusammenarbeiten und sagen: Wir müssen verhindern, dass die Fanatiker unsere Religion für ihre Ziele missbrauchen.
Volker Beck (Bundestagsabgeordneter Bündnis90/Die Grünen): Wichtig ist, dass wir zeigen: Köln steht für Vielfalt und Respekt und gegen Hass und Einfalt. Hass und Einfalt sind die Antworten der AfD auf alle Probleme der Welt. Das sind halt keine Antworten, mit denen wir die Zukunft bewältigen können. Es sind Antworten der Angst. Und es ist wichtig, dass wir diesen Rechtspopulisten einerseits Grenzen aufzeigen und sagen, dass sie in der Mitte der Gesellschaft nicht akzeptiert sind. Zum anderen müssen wir aber auch argumentieren - und das ist eine Aufgabe für 365 Tage im Jahr - gegen die simplen Konzepte, gegen die Diffamierung ganzer gesellschaftlicher Gruppen.
Natürlich dürfen Parteien, wenn sie nicht verboten sind, Parteitage abhalten - das bestreitet niemand. Aber sie haben kein Recht, Parteitage abzuhalten, ohne dass gegen ihre Partei demonstriert wird. Beides gehört zur Demokratie. Wir haben schon einmal mit viel zu großer Gelassenheit zugeschaut, wie in Deutschland Straßen und Plätze eingenommen wurden - von Rechts und vom Hass. Das dürfen wir nicht wieder zulassen. Wir dürfen nicht schweigen. Und deshalb bin ich beeindruckt davon, dass sich so viele Menschen aufgemacht haben, um hier Flagge zu zeigen.