Die Ehrung bekommt der 92-Jährige Ernesto Cardenal nach Angaben der Hochschule für seinen Beitrag zur Weltliteratur und für sein Engagement für den kulturellen Austausch zwischen Nicaragua und Deutschland. Derzeit unternimmt er eine Lesereise durch die Bundesrepublik und die Schweiz. Zu Wuppertal hat er einen ganz besonderen Bezug: Seit 1967 erscheinen seine Bücher im dort ansässigen Peter Hammer Verlag.
Lateinamerikanisches Vorbild
Cardenal gehört zu den schillernden Figuren Lateinamerikas. Er nennt sich selbst "Sandinist, Marxist und Christ". 1966 gründete er auf der Insel Mancarron die Gemeinschaft von Solentiname, eine Bauernkommune nach urchristlichem Vorbild. Der Priester war unter anderem am Sturz des Diktators Anastasio Somoza in Nicaragua beteiligt, nach der Revolution 1979 wurde er Kulturminister der sandinistischen Regierung. Später überwarf er sich allerdings mit seinen einstigen Kampfgenossen, heute ist er ein scharfer Kritiker von Präsident Daniel Ortega. Wegen seines politischen Engagements verbot ihm Papst Johannes Paul II. 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes.
Mehrfach prämiert
Für sein literarisches Werk erhielt Cardenal 1980 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2012 den spanischen Königin-Sofia-Preis für Iberoamerikanische Literatur. Kritiker nennen ihn den "Begründer der mystischen lateinamerikanischen Literatur" oder einen "der originellsten christlichen Mystiker des 20. Jahrhunderts".