Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, protestiert gegen eine "Förderung der Gender-Ideologie" durch seine Bischofsstadt Posen (Poznan). Er sei "zutiefst besorgt" über die Annahme der "Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene" durch den Posener Stadtrat, heißt es in einer dort und in Warschau veröffentlichten Erklärung (Freitag).
Sie soll an diesem Sonntag in den Kirchen des Erzbistums verlesen werden.
Grundlegende Rolle der Familie werde infrage gestellt
Die Charta greife nach Ansicht vieler Familien, Organisationen und Experten schwerwiegend in das verfassungsmäßige Recht der Eltern ein, ihre Kinder gemäß ihrer Überzeugung zu erziehen, so Gadecki. Sie stelle die grundlegende Rolle der Familie für die Gesellschaft infrage und beeinträchtige etwa die menschliche Sexualität.
"Dieses Dokument schafft - abgesehen von der lobenswerten Sensibilität für das Problem der Ungleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Leben - praktisch den Anlass zur Förderung der Gender-Ideologie", schreibt der Bischofskonferenzvorsitzende. Papst Franziskus kritisiere diese Ideologie als "eine der Hauptausprägungen des Bösen in der modernen Welt".
Für die Gleichstellungscharta hatten am Dienstag zwei Drittel der Stadträte der 540.000-Einwohner-Stadt gestimmt, die vom Rat der Gemeinden und Regionen Europas stammt. Der Rat erarbeitete sie 2005/06 gemeinsam mit nationalen Partnern, um Diskriminierungen vor allem aufgrund des Geschlechts zu beseitigen.
Bereits 1.800 Gemeinden haben unterzeichnet
Auch Benachteiligungen wegen Rasse, Religion und sexueller Ausrichtung sollen bekämpft werden. Die Kommunal- und Regionalpolitik muss demnach für die Beseitigung von Stereotypen und Hindernissen sorgen, die zur Ungleichbehandlung von Frauen beitrügen. In der Charta ist auch von "Gender Mainstreaming" und "Gender Budgeting" die Rede.
In Polen verabschiedeten bislang nur zwei Provinzstädte die Charta. Europaweit unterzeichneten sie seit 2007 bereits knapp 1.800 Gemeinden und Landkreise aus 35 Ländern. In Deutschland beschlossen sie mehr als 50 kommunale Parlamente, darunter in Berlin, Hamburg, München und Köln.