Nein, keine Sorge: Auch wenn in dieser Woche schon wieder ein kirchlicher Missbrauchsfall ans Licht kam, bei dem ein gleich zweifach verurteilter Kirchenmann dennoch über Jahre in drei verschiedenen Bistümern in der Gemeindeseelsorge eingesetzt wurde und alle Verantwortlichen weggeschaut haben, geht es mir dieses Mal nicht um das Mega-Thema, das der Kirche scheinbar wie Hundekot an den Hacken klebt.
Pünktlich zum „Tag der Putzfrau“ – den gibt es wirklich – haben wir es schwarz auf weiß: In Deutschland wünscht sich eine große Mehrheit von 77 Prozent der Bürger, dass eine „Putzfrau“ legal bezahlt wird. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat das ermittelt. Gleichzeitig werden gut 90 Prozent aller Reinigungskräfte im Privatbereich „schwarz“ beschäftigt. DAS KLASSISCHE DILEMMA ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT? Bei der häuslichen Reinigung gibt es gleich von zwei Seiten ein Interesse, am Finanzamt vorbei Kasse zu machen. Die Reinigungskräfte können, weil oft schlecht bezahlt, wahrlich jeden Cent gut gebrauchen. Und auch der Arbeitgeber spart lästigen Papierkram und drückt die zehn Euro gerne seiner „Putzfrau“ cash in die Hand. Klar – jeder hat seine guten Gründe, alles ist irgendwie gut verständlich. Das Geschäftsmodell schadet ja auch keinem – oder? Doch! Es ist ein Betrug an der Solidargemeinschaft. Dem Staat, dessen Sozialleistungen an anderer Stelle gerne mitgenommen werden, fehlen durch den Betrug Millionenbeträge. Zudem werden die ehrlich und legal Abrechnenden bestraft. Dieses Verhalten schadet auch uns allen, denn Ehrlichkeit und Moral gehen so den Bach hinunter. Seit Kant und seinem kategorischen Imperativ wissen wir: Wenn in allen Bereichen so agiert würde, würde kein Zusammenleben funktionieren. Besonders schön kommt es dann noch, wenn die Betrüger im gleichen Atemzug Hoeneß und Co. als unverantwortliche Steuerhinterzieher brandmarken und Kirchenmännern Vertuschung und Scheinheiligkeit vorwerfen. Umkehren müssen eben nicht nur „Die da oben!“ – oder „Die Anderen!“. Umkehr beginnt bei uns selbst. Immer! Danach kümmern wir uns dann um den Balken im Auge des Anderen…
Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE
PS: Am 11.11. sind die Kölner bekanntlich besonders jeck. Direkt vor unserem Fenster tanzten da als Nonnen und Mönche verkleidete Karnevalisten zur Blechmusik „Marmor, Stein und Eisen bricht…!“ In der Redaktion eiferte unser Online-Chef Ralf Walter derweil dem Heiligen Martin nach und verschenkte frisch gebackene Weckmänner. Liebe und Leben können selbst auf engstem Raum so herrlich bunt und vielfältig sein, und Ihr „guter Draht nach oben“ ist immer live dabei und mitten drin.