Rund 10.000 Tamilen aus ganz Westeuropa sind am Samstag ins niederrheinische Kevelaer gepilgert. Die Angehörigen dieser srilankischen Minderheit waren während des Bürgerkriegs 1982 bis 2009 nach Deutschland, Benelux, die Niederlande, Frankreich, England, Italien und Skandinavien geflüchtet. Den Gottesdienst leitete Bischof Joseph Ponnaiah aus Batticaloa/Sri Lanka.
Die Wallfahrt der katholischen Tamilen nach Kevelaer findet seit 1988 statt. Der Marienort bei Xanten am Niederrhein dient den einstigen Bürgerkriegsflüchtlingen als Ersatz für die Pilgerfahrt nach Madhu im Norden Sri Lankas, die jeden August am kirchlichen Hochfest Mariä Himmelfahrt stattfindet. Dort wird eine 400 Jahre alte Marienstatue verehrt. Mehrere 100.000 Menschen nehmen alljährlich daran teil, darunter nicht nur Katholiken und Christen anderer Konfessionen, sondern auch Buddhisten und Hindus.
Katholische Kirche kann bei Versöhnung helfen
Ein Fünftel der Bevölkerung Sri Lankas gehört der katholischen Kirche an; die Singhalesen im Süden des Landes sind mehrheitlich Buddhisten. Die katholische Kirche gehört zu den wenigen Institutionen, die in beiden Bevölkerungsgruppen verankert sind und damit zu Versöhnung nach dem Bürgerkrieg beitragen können. Papst Franziskus besuchte im Januar Sri Lanka und auch den Wallfahrtsort Madhu. Er rief dort zu Frieden und Versöhnung unter den Bevölkerungsgruppen und Religionen auf.
Die 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer gilt mit rund 800.000 Pilgern jährlich als größte katholische Wallfahrtsstätte Deutschlands nach dem bayerischen Altötting. Anziehungspunkt ist das Marienbild "Trösterin der Betrübten" von 1641, der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Zu den Höhepunkten des Pilgerjahres in Kevelaer zählt neben der Wallfahrt der Tamilen auch eine seit 1985 stattfindende Motorradwallfahrt mit mehreren tausend Teilnehmern.
Das Pilgerfest der Tamilen, das auch mehr und mehr Schaulustige aus der Region anzieht, ist geprägt von leuchtenden Farben. Frauen und Mädchen in traditionellen Saris kaufen und verkaufen auf einem Markt Waren aus ihrer Heimat. In Garküchen werden typische Gerichten aus Sri Lanka angeboten.