Viele Menschen suchten in Corvey Trost oder fänden Selbstvergewisserung. "Gerade jetzt, in dieser Zeit des Krieges, der Krisen, der Veränderungen und Verunsicherungen, gerade jetzt brauchen wir solche Orte, an denen wir uns als Verschiedene begegnen und verständigen können."
Die Klosteranlage sei immer noch ein christlicher Ort, "aber längst viel mehr als das", betonte Steinmeier. "Christen und Nicht-Christen, Gläubigen und Atheisten wird an Orten des Glaubens und der Geschichte ein in diesen so komplizierten und polarisierenden Zeiten kostbares Gut geschenkt: Die Erfahrung der gemeinsamen Tradition mit denen, die weit vor uns lebten."
Gehört seit 2014 zum Weltkulturerbe
Steinmeier, der 1956 in Detmold geboren wurde und in Brakelsiek aufwuchs, erinnerte daran, dass auch seine Heimat als Teil der ehemaligen Grafschaft Schwalenberg im 17. und 18. Jahrhundert unter der Herrschaft Corveys gestanden habe. Das Kloster habe ihn "von Jugend an fasziniert", sagte der Bundespräsident.
Am 25. September 822 legten Benediktinermönche aus dem westfränkischen Corbie den Grundstein für die Anlage. Kloster sowie die Kirche, deren Westwerk 885 vollendet wurde, gehören seit 2014 zum Weltkulturerbe.
An die Verleihung der Plakette, die Steinmeier damals als Außenminister vorgenommen hatte, erinnerte Viktor V., der Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey. Er habe es seinerzeit als große Ehre, aber auch Auftrag verstanden, "die Geschichte in angemessener Weise den Menschen zu präsentieren". Seitdem seien umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt sowie ein Besucherzentrum eingerichtet worden.
In ein Schloss umgewandelt
Im frühen Mittelalter galt Corvey als eines der bedeutendsten Klöster in Europa. Das im 17. Jahrhundert barock überbaute Kloster wurde 1803 säkularisiert und in ein Schloss umgewandelt. Seit dem 19. Jahrhundert ist das rund 80.000 Quadratmeter große Areal in Besitz der Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey. Eigentümerin des Westwerks ist die Kirchengemeinde Sankt Stephanus und Vitus.
Zu den Gästen des Festaktes gehörte auch die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU). Sie würdigte insbesondere das Motto des Jubiläumsjahres "Wo der Himmel die Erde berührt".