Australische Behörde ermittelt über vatikanische Geldflüsse

1,4 Milliarden Euro

Der Vatikan hat zwischen 2014 und 2020 ohne Wissen hochrangiger australischer Kirchenvertreter offenbar umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro nach Australien transferiert. Das berichtet das Nachrichtenportal "The Australian".

Der Vatikan und das Geld / © Golden Brown (shutterstock)
Der Vatikan und das Geld / © Golden Brown ( shutterstock )

Das Magazin beruft sich auf Daten der Anti-Geldwäsche-Behörde Austrac. Die australische Bundespolizei nahm demnach auf Basis der Austrac-Informationen Ermittlungen auf. Bisher hat Austrac weder Empfänger noch Zweck der Finanztransfers benannt. Obwohl hochrangige Kirchenführer angaben, nichts von den Überweisungen gewusst zu haben, so "The Australian", hätten sie die Vermutung geäußert, die Gelder könnten für Investitionen auf dem australischen Kapitalmarkt bestimmt gewesen sein. Zur Erzielung von Renditen investiert der Vatikan auch auf ausländischen Märkten.

Austrac hatte die Zahlen auf Anfrage der Senatorin Concetta Fierravanti-Wells (Liberale) offengelegt. Ihre konservative Partei stellt derzeit die australische Regierung. "Im Licht der Untersuchungen von Korruption, Veruntreuung und Geldwäsche im Vatikan, die bereits zur Anklage und Suspendierungen von Mitarbeitern geführt haben, müssen wir mehr darüber erfahren, wohin das Geld gegangen ist", so Fierravanti-Wells. Im Mittelpunkt des vatikanischen Finanzskandals steht das Staatssekretariat, bislang jedoch mit Aktionen in London.

Immer größere Beträge

Die vatikanischen Überweisungen nach Australien waren von 44,4 Millionen Euro 2014 in den folgenden Jahren jeweils verdoppelt worden, so "The Australian". 2015 seien es 85,3 Millionen Euro und ein Jahr später rund 183 Millionen gewesen. Der Höhepunkt sei 2017 mit etwa 360 Millionen erreicht gewesen. In den Folgejahren seien die Überweisungen auf rund 262 Millionen Euro 2018, gut 304 Millionen im vergangenen Jahr sowie auf 182 Millionen in diesem Jahr zurückgegangen. In umgekehrter Richtung wurden laut Austrac von australischen Kirchenkonten im gleichen Zeitraum etwa 73 Millionen Euro nach Rom überwiesen.

Bereits im Herbst hatten australische Behörden wegen ungewöhnlich hoher Geldflüsse vom Vatikan nach Australien Ermittlungen aufgenommen, ob diese im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Kardinal George Pell stünden. Pell war seit Juli 2014 bis Anfang 2019 Finanzchef des Vatikan, konnte sein Amt ab Juli 2017 aber nicht mehr ausüben, weil er sich in Australien wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht verantworten musste. Im April wurde er in letzter Instanz freigesprochen.

In Medien des Landes war von einer Summe zwischen 700.000 und 1,4 Millionen Euro die Rede. Austrac hatte im Oktober den Geldfluss generell bestätigt, aber gleichzeitig erklärt, bislang keine Anzeichen für dubiose oder gar illegale Zahlungen entdeckt zu haben.


Kardinal George Pell / © Paul Haring (KNA)
Kardinal George Pell / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA