Reformator mit Hammer, Revolutionäre mit Hammer und Sichel. Das Jahr 2017 erinnert an zwei Ereignisse, die die Welt tiefgreifend verändert haben: Luthers Thesenanschlag vor 500 Jahren und der Sturz des russischen Zaren vor 100 Jahren waren Wendepunkte der Geschichte.
Luther war sowohl revolutionär als auch konservativ: Im Kampf gegen eine verweltlichte Kirche wollte der Mönch zurück zu den Wurzeln des Evangeliums. Weltweit werden unzählige Veranstaltungen, Ausstellungen und Bücher an die Veröffentlichung seiner Thesen am 31. Oktober 1517 erinnern, darunter der Deutsche Evangelische Kirchentag Ende Mai in Berlin und Wittenberg.
Februar-Revolution in Russland
Dagegen ist die Gedenk-Maschinerie zum 100. Jahrestag der russischen Revolution noch gar nicht richtig angelaufen. Zunächst jährt sich die Februar-Revolution: Am 8. März 1917 (23. Februar nach dem in Russland damals gültigen Julianischen Kalender) kam es zu Hunger-Demonstrationen gegen den Zaren. Am 15. März endete die über 300 Jahre dauernde Herrschaft der Romanows mit der Abdankung von Nikolaus II. Am 7./8. November 1917 (25./26. Oktober in Russland) stürzten Lenins Bolschewiki die bürgerliche Regierung Kerenskij. Die Oktoberrevolution brachte erstmals den Kommunismus an die Schaltstellen der Macht.
Für revolutionäre Stimmung haben auch Benno Ohnesorg und Che Guevara gesorgt, deren 50. Todestage sich 2017 jähren. Der Berliner Student Ohnesorg hatte am 2. Juni 1967 an einer Demonstration gegen den Schah in West-Berlin teilgenommen. In einem Hinterhof wurde er von einem Polizisten erschossen. Dies führte zur Radikalisierung der Studentenbewegung. Che Guevara wurde am 9. Oktober 1967 von der bolivianischen Armee unter Beteiligung der CIA erschossen. Neben Fidel Castro war er die wichtigste Symbolfigur der kubanischen Revolution.
Erinnerungen an Adenauer und Brandt
Deutschland und die USA werden 2017 an bedeutende Staatsmänner erinnern. Am 19. April 1967, vor 50 Jahren, starb Konrad Adenauer, von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler, mit 91 Jahren. Vor 25 Jahren, am 8. Oktober 1992, starb sein Nachfolger Willy Brandt, der von 1969 bis 1972 Regierungschef war.
Angesichts der aktuellen Situation werden wohl einige Menschen 2017 mit Wehmut des 100. Geburtstags von John F. Kennedy gedenken. Der erste katholische US-Präsident wurde am 29. Mai 1917 geboren. In seine Amtszeit ab 1961 fielen Ereignisse wie die Kubakrise und der Bau der Berliner Mauer. Am 22. November 1963 wurde er Dallas erschossen.
Österreich wird am 13. Mai den 300. Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia feiern. 1740 wurde sie unter anderem Königin von Ungarn und Böhmen sowie Erzherzogin von Österreich. 1745 gelang es ihr, die Wahl ihres Mannes Franz Stephan von Lothringen zum Kaiser durchzusetzen. 1780 starb sie in Wien.
Marien-Erscheinungen von Fatima
Den Gedenkkalender 2017 füllen weitere zentrale Ereignisse: etwa der Sechs-Tage-Krieg vor 50 Jahren (Juni 1967), die berüchtigte Wannsee-Konferenz vor 75 Jahren (20. Januar 1942), bei der Nazi-Größen die «Endlösung der Judenfrage» koordinierten, oder die Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich vor 100 Jahren (6. April 1917).
Die katholische Kirche wird 2017 an die Marien-Erscheinungen von Fatima erinnern. Vom 13. Mai bis Oktober 1917 berichteten drei Hirtenkinder von Erscheinungen der Gottesmutter. Auch das Konzil von Konstanz, bei dem vor 600 Jahren mit der Wahl von Papst Martin V. am 11. November 1417 die Große Abendländische Kirchenspaltung beendet wurde, ist Anlass für Gedenkveranstaltungen. In Köln wurde vor 175 Jahren, am 4. September 1842, der Grundstein für den Weiterbau des Domes gelegt.
Jahrestage in der Kulturszene
Auch Malerei, Musik-, und Literatur-Welt begehen 2017 zahlreiche Gedenktage: Vor 150 Jahren, am 8. Juli 1867, wurde die Bildhauerin Käthe Kollwitz geboren. Der Todestag des französischen Bildhauers Auguste Rodin jährt sich am 17. November zum 100. Mal.
Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll hätte am 21. Dezember seinen 100. Geburtstag gefeiert. Heute fast vergessen, früher ein Mythos: Am 8. März jährt sich der Todestag von Ferdinand Graf Zeppelin zum 100. Mal. Seine Luftschiffe waren in den 1920er Jahren der Inbegriff von Modernität und deutscher Ingenieurskunst.