Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen von 1992 als "die massivsten fremdenfeindlich motivierten Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte" bezeichnet. "Das damalige Versagen des Rechtsstaates, die Preisgabe des staatlichen Gewaltmonopols und die Kapitulation vor dem rechtsextremen Mob auf der Straße: All das hat die Nazis gestärkt", sagte Rose laut Redemanuskript am Dienstag bei einer Gedenkveranstaltung in der Rostocker Marienkirche am Dienstag.
Vor genau 25 Jahren, am 22. August 1992, hatten in Rostock-Lichtenhagen mehrtägige fremdenfeindliche Angriffe Rechtsextremer auf Asylbewerber-Wohnhäuser begonnen. Tausende Schaulustige applaudierten und behinderten die Arbeit von Feuerwehr und Polizei. Rose zeigte sich besorgt angesichts des gegenwärtigen Erstarkens rechtsextremer Parteien und der Zunahme von rassistischen Übergriffen: "Es scheint, als ob in unserer Gesellschaft - und zwar in Ost wie West - seit langem ein unterschwelliger Rassismus schwelt, der gerade in Zeiten der Krise aktiviert werden kann und jederzeit in offene Gewalt umschlagen kann." Die umfangreiche Aufarbeitung der Ereignisse von Lichtenhagen sowie die zahlreichen Initiativen, die die Bürgerschaft und die Rostocker Stadtverwaltung in der Folge ergriffen hätten, verdienten Respekt.
An der Gedenkveranstaltung der Stadt Rostock nahm nach offiziellen Angaben auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidenten Manuela Schwesig (SPD) teil. Im Anschluss wurde ein Kunstobjekt mit dem Titel "Politik" vor dem Rathaus eingeweiht. Die Feier bildete den Auftakt einer Gedenkwoche, bei der bis Samstag zahlreiche Kunstaktionen und Aktionen in der Hansestadt stattfinden sollen.