Dieses Jahr wird einiges anders am ifp, der katholischen Journalistenschule. Dann werden Volontäre katholischer Medien nicht mehr getrennt in Kursen für Print und Hörfunk ausgebildet, sondern gemeinsam. Das entspreche den heutigen Realitäten in den Redaktionen, sagt der Journalistische Direktor des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp), Bernhard Remmers.
"Wir können keinem jungen Menschen, der beim Radio anfängt, garantieren, dass er sein Leben lang da bleibt." Ziel sei nicht die eierlegende Wollmilchsau, aber die gemeinsame Grundlage sei wichtig. 2018 wird auch das 50-jährige Bestehen gefeiert, bei verschiedenen Gelegenheiten und zum ersten Mal am Montag (29. Januar).
Jahrestreffen in Rom
Ex-ifp-Stipendiat Thomas Gottschalk soll mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Reinhard Marx, diskutieren. Im November geht es zum Jahrestreffen aktueller und ehemaliger ifp-ler nach Rom. Fast 400 Anmeldungen lägen schon vor, sagt Remmers.
Gegründet, um unabhängige, kritische, ethisch verantwortungsvolle Journalisten auszubilden und das Bild des "abhängigen katholischen Journalisten abzubauen", hat sich das ifp zu einer renommierten Schule entwickelt. Neben der Volontärsausbildung bietet es unter anderem Stipendien für studienbegleitende Ausbildungen und Weiterbildungen etwa für Theologen in Pressestellen. Seit 2016 gibt es eine Führungskräfteakademie und seit 2017 ein berufsbegleitendes Coding-Bootcamp, in dem Grundlagen des Programmierens erklärt werden.
Jährlich stehen knapp 2 Millionen Euro zur Verfügung, etwa 1,6 Millionen davon aus der Kirchensteuer. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der DBK, sagt: "Gerade in einer Zeit, in der oftmals von "Lügenpresse" die Rede ist, ist ein fairer, kenntnisreicher und verantwortungsbewusster Journalismus, Qualitätsjournalismus notwendiger denn je."
Standort München
Lange ohne festen Standort ist das ifp seit zehn Jahren in einem früheren Kapuzinerkloster nahe der Münchner Innenstadt untergebracht. Es gibt Schulungsräume, voll ausgestattete TV- und Hörfunkstudios. In 24 Gästezimmern können Kursteilnehmer übernachten. Dennoch haben sich auch am ifp die Zeiten geändert: "Wir müssen mehr dafür tun, dass die Bewerber uns erreichen", sagt Remmers. Das ifp ist zum Beispiel auf Karriere-Plattformen im Internet vertreten.
Anwärter fragten auch kritischer im Bewerbungsgespräch, welche Chancen sie später auf dem Markt hätten. Der viel beschriebenen Medienkrise und sinkenden Kirchenmitgliederzahlen zum Trotz liege die Zahl der Bewerbungen "in einer Größenordnung, dass wir keine Abstriche bei der Qualität haben". Auf 15 bis 20 Volo-Plätze kämen bis zu 140 Bewerber.
Ähnlich geht es ifp-Konkurrenten wie der Deutschen Journalistenschule (DJS). "Die Professionalität unserer Schülerinnen und Schüler ist sehr hoch, meinem Empfinden nach sogar noch höher als zu der Zeit, als ich selbst an der DJS ausgebildet wurde", sagt Leiterin Henriette Löwisch. "Werbung schalten wir nicht, da die DJS ja als erste Journalistenschule in der Öffentlichkeit ohnehin sehr präsent ist." Derzeit werde aber etwa via Facebook mehr um junge Menschen geworben aus Gruppen, die im Journalismus unterrepräsentiert seien.
Prominente Absolventen
Unter den ifp-Absolventen sind ARD-Chefredakteur Rainald Becker, Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" sowie der frühere Intendant des Deutschlandradios, Willi Steul. Gerade das Netzwerk, das sich so spannt, loben Ehemalige wie aktuelle Absolventen.
Eine weitere Besonderheit ist der katholische Aspekt. "Was das ifp ausmacht, ist die Orientierung an christlichen Werten wie Gemeinschaft, Mitmenschlichkeit, Offenheit, Vertrauen - ein Mehrwert neben der professionellen Multimedia-Ausbildung, an der auch Volontäre von Tageszeitungen teilnehmen", sagt Medienbischof Fürst.
Neben Remmers gibt es einen geistlichen Direktor. Er bietet etwa Gottesdienste und Besinnungswochenenden an und ist alltags präsent für persönliche Gespräche. "Der Priester sitzt mit am Frühstückstisch", sagt Remmers.
Ganz konfliktfrei ist die ifp-Historie nicht: Intern gab es Debatten über Abschlussbeiträge von Stipendiaten über Abtreibungen und Swingerclubs - die Texte wurden schließlich nicht veröffentlicht oder zurückgezogen. Öffentlichkeitswirksamer war 2010 der Rücktritt von Michael Broch nach nur wenigen Monaten im Amt des geistlichen Direktors. Nach seiner Kritik am Papst hatte er das nötige Vertrauen vieler Bischöfe verloren.
Auch hier heilt die Zeit Wunden: "Es gab Kräfte in der katholischen Kirche, die lieber eine Kaderschmiede der Öffentlichkeitsarbeit gehabt hätten", sagt Remmers. Der Konflikt zwischen sogenannten Reformern und Fundamentalisten unter den Katholiken sei in früheren Jahren deutlich schärfer gewesen. Heute unter Papst Franziskus sei die Stimmung in der katholischen Kirche "offener und viel positiver".