50.000 deutsche Messdiener erobern Rom

"Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun“

Sie fallen in Eisdielen ein, hissen bayerische Flaggen auf dem Petersplatz - rund 50.000 Jugendliche aus Deutschland sind auf Ministrantenwallfahrt in Rom. domradio.de überträgt ab 17.45 Uhr das Treffen mit Papst Franziskus.

Autor/in:
Thomas Jansen
Ministrantenwallfahrt 2014 (KNA)
Ministrantenwallfahrt 2014 / ( KNA )

Lena weiß, warum sie nach Rom gekommen ist: "Das ist ein cooles Feeling, mit Tausenden Ministranten zusammen zu sein, die alle die gleiche Glaubensrichtung haben", schwärmt die 20-Jährige aus dem baden-württembergischen Deggingen in einer italienischen Cafe-Bar unweit des Petersplatzes. Und auch auf Papst Franziskus hält sie große Stü sei der und: "Armut, das ist ja sein Ding", sagt die Messdienerin.

Lena aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart ist eine von rund 50.000 Teilnehmern der Ministrantenwallfahrt der deutschen Bistümer. Vor vier Jahren hat sie das internationale Ministrantentreffen in nach Rom begeistert. Jetzt hofft sie an diesem Dienstag wieder auf so einen Höhepunkt, wenn die Messdiener auf dem Petersplatz Papst Franziskus begegnen. domradio.de überträgt live ab 17 Uhr in Kooperation mit Radio Vatikan.

Am Montag hat die Wallfahrt unter dem Motto "Frei! Darum ist es erlaubt Gutes zu tun" offiziell begonnen. Die deutschen Messdiener prägen das Stadtbild, auf dem Petersplatz wird eine bayerische Flagge gehisst. Wer auf der Via della Conciliazione vor dem Vatikan flaniert, bekommt eine Hörprobe deutscher Dialekte, und den Eisdielen und Cafes bescheren die Messdiener einen Geldsegen.

Jugendseelsorge der Bischofskonferenz als Anlaufstelle

Im deutschen Pilgerzentrum an der Engelsbrücke herrscht derweil Hochbetrieb: Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz hat hier ihren Stützpunkt eingerichtet: Anlaufstelle für Hunderte Jugendliche und ihre Betreuer, die ihre Einlasskarten für die Begegnung mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz abholen. "Die meisten sind jetzt da", sagt Bianka Mohr, die Leiterin der Arbeitsstelle. "Wir haben das Gefühl, dass alles gut läuft." Dieses Gefühl gab es nicht immer. Vor allem die Gespräche mit der Stadt Rom wegen der Fahrerlaubnis für die Hunderten von Reisebussen gestalteten sich dem Vernehmen nach äußerst schwierig.

Franziskus-Effekt auch bei "Minis"

Für Daniel Laurich hat die Wallfahrt schon vor anderthalb Jahren begonnen. Der 31 Jahre alte Chemietechniker aus Essen ist im "Rom-Orgateam" seines Bistums und hat die Reise von 300 Ministranten mit vorbereitet. Bis jetzt habe alles "super funktioniert". Laurich sieht auch bei der Wallfahrt einen Franziskus-Effekt am Werk. Vor vier Jahren seien nur 100 Messdiener aus seinem Bistum nach Rom gefahren. Benedikt XVI. hätte zwar als deutscher Papst auch "gezogen". Aber Franziskus mit seinem "Freiheitsgedanken" habe wohl noch "den ein oder anderen" zusätzlich zur Anmeldung bewegen können.

Die Essener zählen nicht nur wegen der Größe ihrer Gruppe zu einer Minderheit: Sie gehören auch zu den wenigen, die in Zehn-Mann-Zelten übernachten, während die meisten anderen in Hotels oder Pensionen wohnen. Gemeinsam mit Ministranten aus Vechta sind sie auf einem Campingplatz in Ostia untergebracht.

Die meisten Teilnehmer kommen aus Freiburg

Etwa jeder fünfte Teilnehmer der Wallfahrt kommt aus Freiburg – mit 10.000 das mit Abstand größte Kontingent. Das Erzbistum hat ein ganzes Parkhaus nahe dem Petersplatz für die Busse seiner "Minis" gemietet. Stark vertreten sind auch die Bistümer Rottenburg-Stuttgart (5.600), Regensburg (5.500) und München-Freising (4.000). Das Erzbistum Köln veranstaltet für seine Ministranten eine eigene  Wallfahrt, die nächste findet in den Herbstferien 2015 statt. An der vergangenen Kölner Wallfahrt 2013 nahmen mehr als 2000 Messdiener teil.

Die deutschen Ministranten sind in diesem Jahr voraussichtlich die größte geschlossene Pilgergruppe, die nach Rom kommt. Eine größere nichtitalienische Pilgergruppe kam nur Ende April zur Heiligsprechung von Johannes Paul II. (1978-2005) aus Polen; hierbei handelte es sich allerdings nicht um eine zentral organisierte Fahrt.

Lebenspraktische Lektion: Straßenüberqueren

Von einem "Heer deutscher Messdiener" sprach eine italienische Tageszeitung in diesen Tagen. Auch die Zahl der mitgereisten deutschen Bischöfe ist beachtlich, es sind 25. Einer von ihnen ist der deutsche Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann. Messdiener leisteten einen wichtigen Beitrag für die katholische Kirche in Deutschland, betonte Wiesemann zum Auftakt der Wallfahrt. Sie seien neben dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend eine der "starken Säulen" der kirchlichen Jugendarbeit.

Es sei "weltmeisterlich", wie viele junge Leute in Rom zu der Wallfahrt zusammengekommen seien und welche "Begeisterungskraft" unter den Messdienern spürbar sei, so Wiesemann. Die Erfahrung, dass sie mit ihrem Dienst am Altar nicht alleine stünden, sondern zu einer großen Gruppe gehörten, sei eine wichtige Erfahrung für die Messdiener. Die Messdiener-Arbeit sei wichtig, weil sie "ins Herzgeschehen der Kirche" führe, erklärte Wiesemann. Mancher habe dadurch "seine Berufung entdeckt, wie er Christus in dieser Welt dienen und nachfolgen kann". In Deutschland gibt es derzeit nach Wiesemanns Angaben mehr als 430.000 Ministranten. Damit sei die katholische Kirche im internationalen Vergleich "unheimlich stark".

Das besondere Gefühl in einer großen Gruppe macht auch für Messdiener aus Waldkirch den besonderen Reiz der Wallfahrt aus. Die Jugendlichen würden Franziskus auch gerne fragen, warum er Papst sein will. Doch am Montag steht für sie erst noch eine andere lebenspraktische Lektion auf dem Programm. Sie wollen eine Straße vor der Engelsburg überqueren. Ihr Gruppenleiter gibt die Anweisung: "Wir lernen heute, wie wir über eine italienische Straße gehen: alle zusammen, im Pulk."


Eispause in Rom (KNA)
Eispause in Rom / ( KNA )
Quelle:
KNA , DR