DOMRADIO.DE: Dieses Jahr wird biblische Reisen 60 und da hatten Sie sicher tolle Jubiläums-Reisen geplant, oder?
Rüdiger Tramsen (Geschäftsführer Biblische Reisen GmbH): Richtig. Und es gibt auch Jubiläums-Reisen, vor allen Dingen ins Heilige Land. Wir hoffen auch nach wie vor, dass sie stattfinden können. Aber natürlich ist die Freude sehr eingetrübt. Bereits im letzten Jahr oder auch im vorletzten Jahr hat sich schon angedeutet, dass 2022 kein normales Jahr werden wird.
DOMRADIO.DE: Inwiefern hat die Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren Ihren Reisebetrieb lahmgelegt?
Tramsen: Uns ist es so ergangen wie den meisten anderen Reiseveranstaltern auch. Wir hatten im März 2020 noch Gruppen im Heiligen Land, in Israel unterwegs und mussten sie zum Teil sogar ausfliegen. Seitdem leben wir eigentlich in einem Krisenmodus, weil Reisen kaum durchführbar waren. Es gab kleine Lichtblicke, wie immer in den Sommermonaten, wo wir dann einige Reisen durchführen konnten. Wir haben auch viele Reisen "umgeswitcht", nach Deutschland oder andere nahe Ziele. Aber Fernreisen oder Reisen nach Israel waren grundsätzlich gar nicht möglich.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie stattdessen gemacht?
Tramsen: Wo es überhaupt nicht möglich war, mussten die Reisen alle abgesagt werden. Wir haben sämtliche Kundengelder zurückbezahlt und haben uns jetzt in den letzten zwei Jahren mit dem Aufbrauchen der Rücklagen über Wasser gehalten, mit den Überbrückungshilfen. Mittlerweile sind wir bei der Überbrückungshilfe 4 angelangt. Das hätte sich niemand träumen lassen.
DOMRADIO.DE: Die Mitarbeiterschaft ist dabei geschrumpft?
Tramsen: Wir mussten leider auch die Mitarbeiterschaft reduzieren. Es waren jetzt nicht nur Kündigungen, sondern auch ausscheidende Mitarbeiter wurden nicht ersetzt und es sind auch einige Mitarbeiter von sich aus gegangen. Teilweise haben sie auch die Branche gewechselt. Die Touristikbranche hat leider durch die Pandemie sehr stark gelitten.
DOMRADIO.DE: So langsam geht es aber doch wieder bergauf. Wie optimistisch schauen Sie in die Zukunft von "Biblische Reisen"?
Tramsen: Wir sind gut aufgestellt. Wir haben natürlich diese Krise auch als Chance genutzt. Stichwort Digitalisierung, Verschlankung von Strukturen. Wir gehen jetzt davon aus, dass nach Abklingen der hohen Inzidenzen durch die Omikron-Variante tatsächlich wieder Reisen in größerem Umfang möglich sein werden.
Unsere Planungen gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr 60 Prozent des Umsatzes des Vor-Corona-Jahres 2019 erzielen können. Da sind wir ganz realistisch. Dann wird es in den nächsten zwei Jahren wieder zu einer Normalität zurückkehren.
DOMRADIO.DE: Stimmen die Berichte, dass in diesen Tagen wieder eine Gruppe nach Israel reisen kann?
Tramsen: Das ist tatsächlich so, am Dienstag fliegt eine erste Gruppe nach Israel. Spannend bleiben dann noch die Formalien, die dort zu erledigen sind. Man muss sich vorher registrieren und dann muss vor Ort nochmal ein PCR-Test gemacht werden. Im Land selber scheint das Reisen relativ normal möglich zu sein. Wir haben im Februar dann nochmal so eine Gruppe im Heiligen Land. Das sind die kleinen Anfänge, die uns jetzt hoffen lassen.
Ab März/April steigert sich das dann so langsam und ab Mai fangen dann ja auch die Passionsspiele in Oberammergau an, woran wir auch einen großen Anteil haben und dann wird der Sommer über davon geprägt sein.
Das Interview führte Dagmar Peters.