600 Jahre Konzil von Konstanz

Der Gipfel am Bodensee

Am 5. November 1414 begann das Konzil von Konstanz, ein großes Ereignis für die kleine Stadt am Bodensee, bedeutsam aber auch für ganz Europa, denn es ging um nichts geringeres als um die Einheit der Kirche. Dreieinhalb Jahre dauerte das Konzil. Ebenso lang feiert Konstanz das Jubiläum.

Marktszene während des Konzils in der Stadt Konstanz, Abbildung aus der Konstanzer Ausgabe der Richentalchronik / © Rosgartenmuseum Konstanz
Marktszene während des Konzils in der Stadt Konstanz, Abbildung aus der Konstanzer Ausgabe der Richentalchronik / © Rosgartenmuseum Konstanz

Quirlig und geschäftig wie im Mittelalter geht es auch heute noch in Konstanz zu, auch wenn die Schiffe im Hafen meist nur Touristen transportieren und keine Handelsware. Doch permanent legen die Ausflugs- und Fährschiffe ab, keine fünfzig Meter entfernt rollen die Züge in den Bahnhof der Grenzstadt ein, viele Schweizer kommen zum Einkaufen her und die Studenten der Hochschulen verpassen Konstanz ein junges Flair. Am Ufer des Sees begrüßt alle Reisende wuchtig und markant das Konzilsgebäude, gebaut um 1390 als Handelshaus am Hafen.

Konklave im Kaufhaus

Es hat mit den beiden großen Sälen und den beeindruckenden hölzernen Säulen und Balken auf zwei Etagen all die Jahrhunderte überdauert, vor allem weil es mit großem Aufwand in den Uferschlick und -kies des Bodensees gebaut wurde.

Hier in diesem Konzilsgebäude, von den Konstanzern auch kurz „Konzil“ genannt, fanden nicht die Sitzungen des Konzils statt – man tagte über die dreieinhalb Jahre im damaligen Dom – hier im Konzil aber fand das wohl wichtigste Ereignis des Konzils statt, die Papstwahl 1417, die das Schisma beendete. Die Wahl des neuen Papstes ging schnell vonstatten, auch wegen des ungewöhnlichen Wahlrechtes. Nicht nur die 23 anwesenden Kardinäle hatten eine Stimme, sondern auch alle anwesenden Delegationen, die sich in „Nationen“ zusammenschlossen. So waren es insgesamt 53 Wahlberechtigte, die sich am 11. November 1417, am dritten Tag des Konklaves, auf den Italiener Odo Collonna einigten: Papst Martin V.

Richentalchronik

Wer heute – 600 Jahre danach – das Konzil von Konstanz hautnah miterleben will, der sollte in einer bunten Chronik blättern, die damals verfasst wurde. Ein Konstanzer Bürger, Ulrich Richental, hatte sehr schnell verstanden, welch großes Ereignis der Geschichte da im kleinen Konstanz stattfand. Und er trug alle Details, die er in Erfahrung bringen konnte und die er in den Gassen selbst erlebte, zusammen. Es entstand eine Chronik, die „Richentalchronik“, ein kostbares und einzigartiges Geschichtsbuch. Ein Exemplar dieser Chronik ist im Stadtmuseum von Konstanz ausgestellt.

Jubiläum 2014 bis 2018

Konstanz begeht das Jubiläum mit vielen Veranstaltungen von 2014 bis 2018 und stellt jedes Jahr unter ein Motto bzw. widmet es einer Person. So steht dieses Jahr König Sigismund im Mittelpunkt, der es schaffte, dieses Konzil, die größte auch politische Versammlung des Mittelalters zusammenzurufen und zusammenzuhalten, und dem letztlich die Kirche das Ende des Schismas verdankt.
Das Jahr 2015 ist Jan Hus gewidmet, der für den traurigen Höhepunkt des Konzils steht, denn er wurde 1415 als Ketzer verbrannt, weil er seine Ideen für eine Kirchenreform nicht widerrief. (St.Q.)

Infos:
Die offizielle Seite zum Jubiläum
Das Programm der Kirchen
Insel Reichenau
Stadtmuseum Konstanz Publikationen
Faksimileausgabe der Richentalchronik